
15. Juni 2025, 15:26 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Sie klingen wie echte Notrufe, nutzen künstliche Intelligenz und appellieren an unsere Hilfsbereitschaft – doch hinter vielen vermeintlichen Hilferufen steckt knallharter Betrug. Wer typische Muster erkennt, kann sich und andere schützen.
Schockanrufe bleiben eine ernsthafte Gefahr: Kriminelle setzen für Telefonbetrug zunehmend auf Künstliche Intelligenz (KI) und emotionalen Druck, um an Geld und Daten zu kommen. Experten raten zu Vorsicht – und geben klare Verhaltenstipps.
Telefonbetrug bleibt gefährlich – vor allem durch KI-Einsatz
Betrügerische Schockanrufe sorgen weiterhin für große Schäden – oft mit dramatischen Geschichten wie Unfällen, Krankenhausaufenthalten oder Überfällen, die per Telefon, SMS, Messenger oder E-Mail vorgetragen werden. Wer solche Nachrichten erhält, sollte besonders wachsam sein, insbesondere wenn schnell Geld gefordert wird.
Aktuell setzen Kriminelle häufig auf eine angebliche „Kaution“, mit der die Untersuchungshaft eines Angehörigen abgewendet werden könne. Die Generalstaatsanwaltschaft Berlin stellt klar: „Sollten die Angerufenen das Wort Kaution im Gesprächsverlauf vernehmen, so können Sie sicher sein, dass es sich bei dem Anruf um einen Betrugsversuch handelt.“
Täuschend echte Stimmen durch KI
Die Täter nutzen mittlerweile auch künstliche Intelligenz, um Stimmen täuschend echt nachzuahmen. Laut Verbraucherzentrale Bremen reicht schon eine kurze Sprachprobe, etwa aus sozialen Netzwerken, um sogenannte Deepfake-Anrufe mit imitiertem Stimmenprofil zu erzeugen. Das macht es selbst für aufmerksame Menschen schwer, den Betrug rechtzeitig zu erkennen.
Die Masche bleibt dabei immer gleich: Druck aufbauen, Angst erzeugen und zur schnellen Handlung drängen – bevor das Opfer Gelegenheit hat, nachzudenken oder zu überprüfen.
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Tipps der Polizei: So erkennen Sie Betrug
Die Polizeiliche Kriminalprävention gibt klare Hinweise, wie man sich vor solchen Angriffen schützen kann:
- Nicht raten, wer anruft: Bitten Sie Anrufer grundsätzlich, sich selbst mit vollem Namen vorzustellen.
- Keine Details preisgeben: Geben Sie keinerlei persönliche, familiäre oder finanzielle Informationen heraus.
- Verdeckte Identität prüfen: Fragen Sie gezielt nach Informationen, die nur echte Verwandte oder Bekannte wissen können.
- Keinen Druck akzeptieren: Lassen Sie sich Zeit zur Überprüfung. Rufen Sie die betroffene Person unter einer bekannten Nummer zurück.
- Geldforderungen nicht allein regeln: Sprechen Sie mit vertrauten Personen, bevor Sie Geld oder Wertsachen übergeben.
- Wertsachen sichern: Bewahren Sie höhere Geldbeträge und Schmuck im Bankschließfach auf – nicht zu Hause.
- Niemals Geld an Fremde übergeben: Auch nicht an angebliche Polizisten. Verdächtige Anrufe sofort der Polizei unter 110 melden.
- Täter anzeigen: Wer Opfer eines Betrugs wurde, sollte umgehend Anzeige erstatten – das hilft auch den Ermittlungsbehörden.

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Darum sollten Sie vorsichtig sein, wenn 110 anruft

Betrüger erbeuten mehr als 20 Millionen Euro mit gefakter Videokonferenz
KI-Telefonbetrug mit vier einfachen Maßnahmen vorbeugen
Um sich auf mögliche Betrugsversuche vorzubereiten, helfen laut Polizeilicher Kriminalprävention vier einfache Schritte:
- Codewort vereinbaren: Legen Sie mit Ihrer Familie oder engen Freunden ein geheimes Kennwort fest, das nur Ihnen bekannt ist.
- Telefonbucheintrag überarbeiten: Lassen Sie sich aus dem Telefonbuch austragen oder kürzen Sie zumindest Ihren Vornamen (z. B. H. Schmidt statt Herta Schmidt), um Rückschlüsse auf Ihr Alter zu vermeiden. Ein Änderungsformular bietet die Kriminalprävention zum Download an.
- Umfeld sensibilisieren: Informieren Sie Angehörige und Freunde über die Masche – wer gewarnt ist, erkennt den Betrug eher.
- Störenfriede blockieren: Wiederholt störende Nummern können am Smartphone gesperrt und zusätzlich bei der Bundesnetzagentur gemeldet werden. Das klappt per E-Mail an „rufnummernmissbrauch@bnetza.de“ oder per Online-Formular. In Messenger-Diensten wie WhatsApp können Nutzer unter „Datenschutz“ die Funktion „Anrufe von Unbekannt stummschalten“ aktivieren.
Mit Material von dpa