
14. Juni 2025, 15:05 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Die Skepsis gegenüber US-Techgiganten wächst – doch der Wunsch nach mehr digitaler Souveränität trifft auf harte Realität. Während deutsche Unternehmen auf europäische Cloud-Dienste hoffen, scheitert der Wechsel bislang oft an Leistung und Kosten.
Laut dem aktuellen „Cloud Report 2025“ des Digitalverbands Bitkom wünschen sich deutsche Unternehmen europäische Cloud-Alternativen. Die Marktmacht amerikanischer Anbieter bleibt jedoch ungebrochen.
Wunsch nach europäischer Cloud wächst – Wechsel bleibt Hürde
Immer mehr deutsche Unternehmen möchten sich bei der Digitalisierung auf europäische oder gar deutsche Cloud-Anbieter verlassen. Der am Mittwoch veröffentlichte Cloud Report 2025 des Digitalverbands Bitkom zeigt eine klare Tendenz: 78 Prozent der Befragten stufen die Abhängigkeit von US-Anbietern als zu hoch ein. Zudem würden ausnahmslos alle Befragten (100 Prozent) lieber auf deutsche Dienste zurückgreifen.
Politische Unsicherheiten befeuern Strategiewechsel
Als wesentlichen Treiber für diesen Wunsch identifiziert der Bericht die politische Lage in den USA. Die Umfrage zeigt, dass aufgrund der politischen Veränderungen unter US-Präsident Donald Trump nun jedes zweite Unternehmen, das bereits Cloud-Computing benutzt, die eigene Cloud-Strategie überdenken wolle. Die Zahl der Unternehmen, die US-Dienste bevorzugen, ist deutlich gesunken – nur noch sechs Prozent. Zum Vergleich: Deutsche Anbieter würden von 100 Prozent bevorzugt, europäische von 61 Prozent, japanische von zwölf und indische von sechs Prozent.
Markt bleibt weiter fest in amerikanischer Hand
Trotz dieser Entwicklung dominieren weiterhin US-Konzerne wie Google, Microsoft und Amazon den europäischen Cloud-Markt. Sie investieren massiv in Rechenzentren und Infrastruktur – nicht zuletzt aufgrund des steigenden Bedarfs durch KI-Anwendungen. Ein Umstand, der es neuen europäischen Anbietern schwer macht, Fuß zu fassen.
Ein zentrales Problem: Viele Unternehmen sehen sich gezwungen, amerikanische Cloud-Lösungen zu nutzen, da essenzielle Software nur noch cloudbasiert angeboten wird. In der Bitkom-Umfrage geben 60 Prozent der Unternehmen an, sie hätten keine Wahl. Daher plant rund die Hälfte, ihre Cloud-Ausgaben 2025 zu erhöhen.
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Bitkom fordert politische Unterstützung
„Die Cloud ist für die deutsche Wirtschaft unverzichtbar“, sagte Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst. Ihrer Nutzung komme in den Unternehmen eine zentrale Rolle bei der Digitalisierung zu. Vor allem trage sie zur Standardisierung bei. Zugleich mahnte er: „Der Zug ist noch nicht abgefahren. Aber wir müssen ganz schön rennen.“
Wintergerst forderte gezielte politische Maßnahmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Cloud-Anbieter: Niedrigere Strompreise, der verstärkte Einsatz deutscher Clouds durch Behörden sowie ausreichend Rechenzentren im Inland seien entscheidend. Es gebe in Deutschland einen „digitalen Mittelstand“, der konkurrenzfähige Angebote aufbauen könnte.

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Hohe Anforderungen an europäische Alternativen
Doch der Weg zur digitalen Unabhängigkeit ist steinig: Laut Bitkom-Umfrage würden Unternehmen nur dann auf europäische Cloud-Dienste umsteigen, wenn diese in puncto Leistung mit den US-Anbietern mithalten können. Höhere Kosten akzeptieren die wenigsten.
Der Wunsch nach Souveränität ist also groß – doch ohne starke, konkurrenzfähige Angebote und politische Unterstützung bleibt er vorerst unerfüllt.