
12. Mai 2025, 8:04 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Die sechste Mobilfunkgeneration (6G) steht für einen technologischen Quantensprung. Mit Datenraten im Terabit-Bereich, extrem niedrigen Latenzzeiten und der Integration von Künstlicher Intelligenz soll 6G Anwendungen wie holografische Kommunikation, autonome Fahrzeuge und intelligente Medizinsysteme ermöglichen.
Deutschland ist noch immer mit dem Ausbau von 5G beschäftigt, um den schnellen Mobilfunkstandard flächendeckend zur Verfügung zu stellen. Mit 6G kündigt sich jedoch schon der Nachfolger an. Die Abkürzung steht für die sechste Generation der Mobilfunktechnologie und soll ab etwa 2030 verfügbar sein. Im Vergleich zu 5G wird 6G deutlich höhere Datenraten bieten – über 100-mal schneller –, extrem niedrige Latenzzeiten ermöglichen und eine nahezu lückenlose Netzabdeckung anstreben. TECHBOOK verrät, was man schon jetzt über 6G wissen sollte.
Übersicht
Was macht 6G so besonders?
6G hebt sich in mehreren Punkten deutlich von seinen Vorgängern – insbesondere 5G – ab und soll nicht nur schneller, sondern auch intelligenter und umfassender vernetzt sein.
Ein zentrales Merkmal ist der starke Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) sowohl beim Aufbau als auch beim Betrieb der Netzwerke. KI-Systeme sollen in Zukunft automatisch steuern, wie Funkressourcen verteilt werden, Antennensignale in Echtzeit anpassen und das Netz laufend verbessern. Es wird also lernfähig und kann sich selbst reparieren.
Zudem nutzt 6G neue Frequenzbereiche im sogenannten Terahertz-Bereich, also deutlich oberhalb von 100 Gigahertz. Auch optische Funktechnologien kommen zum Einsatz. Beides ermöglicht noch schnellere Datenübertragungen.
Ein weiterer großer Schritt: 6G wird nicht nur Daten übertragen, sondern auch Sensorinformationen einbinden. Das bedeutet, dass Dinge wie Standortdaten oder Umweltmessungen in Echtzeit übermittelt werden können. Dadurch entstehen digitale Abbilder – sogenannte Zwillinge – von Maschinen, Fahrzeugen oder sogar ganzen Fabriken. Diese Technik ist besonders nützlich für Industrieanlagen, die Fernmedizin oder den autonomen Verkehr.
Durch die Verbindung von Kommunikation, Sensorik, Datenverarbeitung und KI wird die nächste Mobilfunktechnologie zur Schlüsseltechnologie für viele Lebensbereiche der Zukunft – so beschreibt es auch der Digitalverband Bitkom.
Internationale Entwicklungen und Herausforderungen
Weltweit arbeiten Länder wie China, Südkorea, Japan und die USA intensiv an der Entwicklung von 6G. In Europa fordern zwölf große Telekommunikationsunternehmen, darunter die Deutsche Telekom, Vodafone und Orange, die EU auf, das gesamte obere 6-GHz-Band für mobile Netzwerke freizugeben. Sie warnen laut „O2 Business“, dass Europa ohne diese Maßnahme im globalen Wettbewerb um 6G ins Hintertreffen geraten könnte. Während die USA und China bereits entsprechende Frequenzbereiche für 6G nutzen, steht eine Entscheidung in Europa noch aus.
Deutschlands Rolle in der 6G-Entwicklung
Deutschland investiert erheblich in die Forschung. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert mehrere Forschungs-Hubs mit insgesamt 700 Millionen Euro. Zu den geförderten Projekten gehören der Open6GHub, 6GEM, 6G-RIC und 6G-life, die an der Entwicklung energieeffizienter, sicherer und leistungsstarker Kommunikationssysteme arbeiten. Ein Schwerpunkt liegt auf der Integration von Künstlicher Intelligenz zur Optimierung der Netzwerke und der Entwicklung neuer Anwendungen in Bereichen wie Industrie 4.0, Mobilität und Gesundheitswesen.
Professor Hans Schotten, Koordinator des Open6GHub, betont im Interview mit „Welt“ die Bedeutung einer flächendeckenden Netzabdeckung: „6G darf kein Mobilfunk nur für Städter sein, das müssen wir auf jeden Fall vermeiden. Wir haben das explizite Ziel, dass 6G ein Mobilfunk für alle, jederzeit und überall ist.“ Die Herausforderung liege darin, 6G auch in ländlichen Gebieten flächendeckend verfügbar zu machen.

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Wann kommt 6G in Europa?
Die Einführung von 6G in Europa wird für etwa 2030 erwartet. Bis dahin sollen die laufenden Forschungsprojekte die technologischen Grundlagen schaffen und internationale Standards mitgestalten. Deutschland und Europa haben die Chance, durch starke Zusammenarbeit und frühzeitige Forschung eine führende Rolle in der nächsten Mobilfunkära einzunehmen.