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Erfahrungsbericht

So dreist versuchen Haustürvertreter Glasfaser-Tarife der Telekom zu verkaufen

Glasfaser Haustür: Frau begrüßt einen Mann an der Haustür per Handschlag
Die Praktik des Haustürverkaufs ist nicht unbekannt. Dafür greifen die Vertreter zu unseriösen Methoden; vermehrt gibt es dazu Beschwerden im Bereich Glasfaser-Verträge Foto: Getty Images

24.01.2024, 17:19 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Beim Ausbau von Glasfaser nutzen die Netzbetreiber den Haustürvertrieb, um neue Kunden zu gewinnen. Geschäfte an der Haustür sind von jeher mit Vorsicht zu genießen. Das ist beim Angebot für einen Glasfaseranschluss leider nicht anders; es wird mit allen Tricks gearbeitet und kommt leider erstaunlich häufig vor. Allein bei uns in der Redaktion gab es jüngst drei Fälle. TECHBOOK erklärt, wie man schwarze Schafe erkennt.

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Damit sich der Bau eines Glasfasernetzes lohnt, benötigen die Netzbetreiber eine gewisse Anzahl an Kunden. Deshalb veranstalten sie Info-Abende, auf denen sie über die Vorzüge eines von Glasfaser und die Baumaßnahmen informieren. Im Anschluss gehen Mitarbeiter von Haus zu Haus und versuchen Verbraucher als neue Kunden zu gewinnen. Doch manchmal kommen solche Vertreter mit sehr fragwürdigen Mitteln an die Unterschrift unter einem Tarifvertrag.

Unseriöse Methoden im Haustürvertrieb für Glasfaseranschlüsse

Haustürvertreter erzeugen Druck, indem sie zum Beispiel behaupten, der vorhandene Internetanschluss würde abgeschaltet. Wenn man sich zudem nicht jetzt entscheide, koste der Glasfaseranschluss später mehrere tausend Euro oder der Wert des Hauses würde extrem sinken ohne einen solchen Anschluss.

Unseriöse Vertreter verschaffen sich Zutritt zur Wohnung oder zum Haus, indem sie zum Beispiel behaupten, sie müssten den Router überprüfen. Es sind auch Fälle bekannt, in denen Verbraucher nur den Besuch des Haustürvertreters auf einem Tablet quittieren sollten und die digitale Unterschrift danach unter einem Tarifvertrag auftauchte.

Haustürvertrieb ist erfolgreich

Das Image ist also miserabel. Die Netzbetreiber gehen dennoch von Tür zu Tür, weil es sich lohnt. Laut Branchenschätzungen werden drei Viertel aller Glasfaserverträge an der Haustür abgeschlossen. Laut der Ranger Marketing & Vertriebs GmbH, einem der größten Dienstleister im Haustürvertrieb, wurden 2022 über zwei Millionen Produkte an der Haustür verkauft.

Ranger ist auch für die Deutsche Telekom tätig. Dieser werfen wiederum ihre Wettbewerber vor, sie wolle mit ihren Vertriebsaktivitäten auch der Konkurrenz schaden – zur Not auch mit unseriösen Methoden. Zum Beispiel wird behauptet, der Wettbewerber sei kurz vor der Pleite, dessen Geschäftsführer sei gestorben oder nur die Telekom baue ein Glasfasernetz vor Ort auf.

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Trotz Schulungen Beschwerden über Haustürvertreter für Glasfaser

Telekom und Ranger widersprechen den Vorwürfen. Beschwerden bewegten sich im Promillebereich. Nach einem Vertragsabschluss erhalte der Verbraucher einen Anruf, in dem er gefragt werde, wie das Gespräch verlaufen und ob er mit dem unterzeichneten Vertrag einverstanden sei. Mitarbeiter würden ausgiebig geschult und schwarze Schafe sofort entfernt. Zudem sollen die Haustürvertreter Menschen, die älter als 80 Jahre sind, auf die Shops und die Hotline verweisen, anstatt ihnen Anschlüsse zu verkaufen.

Trotzdem reißen die Beschwerden nicht ab, insbesondere über Telekom-Vertreter an der Haustür. Es tritt sogar der gegenteilige Effekt auf. Die Verbraucherschützer stellen seit 2021 einen Anstieg der Beschwerden über den Haustürvertrieb im Glasfasermarkt fest. Ihnen zufolge liegt der Anteil eher im zweistelligen Prozentbereich.

Auch die Kollegen von myHOMEBOOK warnen vor Abzocke durch Haustürgeschäfte. Hier betrifft es allerdings vermeintlich günstige Energietarife.

Erfahrungsbericht aus der TECHBOOK-Redaktion

Rita Deutschbein, TECHBOOK-Redaktionsleiterin und bereits DSL-Kundin bei der Telekom, hat selbst einen solchen Fall erlebt. Als es bei ihr klingelte, standen zwei junge Menschen vor der Tür, die angaben, im Auftrag der Telekom über den Glasfaserausbau in der Nachbarschaft zu informieren. Man könne dadurch jetzt neue und bessere Tarife anbieten. Auf Nachfrage, ob der Ausbau auch die letzte Meile (FTTH – Fiber to the Home) betreffe, stutzten die Vertreter. Gemeint ist damit der Glasfaseranschluss bis in die Wohnung, der notwendig ist, um die vollen Vorteile von Glasfaser nutzen zu können.

Offenbar waren sie auf eine solch konkrete Frage nicht gefasst. Sie gaben zu, dass Glasfaser lediglich auf der Straße verlegt wurde und die Anbindung zum Haus weiterhin auf Kupfer beruhe. Als die Kollegin daraufhin fragte, warum man dann einen neuen Telekom-Vertrag abschließen sollte, gaben sie auf und verabschiedeten sich zügig. Das Beispiel zeigt, wie leicht sich die Masche der Haustürverteter mit konkreten Fragen durchschauen lässt.

Bei TECHBOOK-Redakteurin Sabine Winkler war das ähnlich. Bei ihr standen plötzlich ebenfalls zwei Vertreter vor der Tür, die ihr im Auftrag der Telekom einen Glasfaser-Vertrag schmackhaft machen wollten. Die Argumente: einen Glasfaser-Anschluss gebe es angeblich bei der Konkurrenz nicht. Außerdem wurde zusätzlicher Druck aufgebaut, indem suggeriert wurde, dass sie jetzt sofort vorbestellen müsse, andernfalls stünden die guten Konditionen nicht mehr zur Verfügung. Apropos Konditionen, einen Vertrag für MagentaTV und Mobilfunk könne sie gleich mit abschließen. Für einen Vergleich sollte sie sogar ihren Router-Typen, ihre Festnetznummer und die Vertragsdetails ihres aktuellen Anbieters in eine Liste eintragen. Immerhin wiesen die Vertreter in diesem Fall auf Nachfrage auf die gesetzliche 14-tägige Widerspruchsfrist hin; unsere Autorin hat dennoch dankend abgelehnt.

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Wie Sie seriöse (Glasfaser-)Berater an der Haustür erkennen

Natürlich kann das Gespräch mit einem Vertriebler des Netzbetreibers in den eigenen vier Wänden hilfreicher sein als zum Beispiel am Telefon oder eine Recherche im Internet. Allerdings nur, wenn von vornherein klar ist, dass hinter den Informationen die Absicht steckt, einen Tarifvertrag verkaufen zu wollen. Dann können Sie sich immer noch entscheiden, ob Sie sich darauf einlassen wollen oder nicht.

Und auch wenn Sie bereits einen Vertrag unterschrieben haben, können Sie davon noch zurücktreten. Nach Unterzeichnung gilt eine 14-tägige Widerrufsfrist. Gründe für den Rücktritt müssen Sie nicht angeben. Sie sollten sich aber bei der Unterschrift vergewissern, wie und wo Sie widerrufen können.

Um seriöse von unseriösen Beratern zu unterscheiden, gibt es zudem ein paar Tricks. Auch wenn der Vertreter seriös auftritt und Kleidung mit dem Logo des jeweiligen Netzbetreibers trägt, sollten Sie sich auch den Arbeitsausweis zeigen lassen. Viele Vertreter, wie etwa die der Telekom, haben zudem ein Autorisierungsschreiben dabei, das sie vorzeigen können. Dort oder auf dem Ausweis ist eine Rückrufnummer, die Sie wählen können, um sich zu vergewissern, dass die Person vor Ihrer Haustür tatsächlich im Auftrag des Netzbetreibers unterwegs ist. In dem Fall können Sie sich beraten lassen. Der Vertragsabschluss ist auch später noch möglich.

Themen Betrug Internet
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