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Bei diesem Horrorfilm musste sich selbst die Politik einmischen

Artwork zu "Martyrs"
Sie können „Martyrs“ bei verschiedenen Anbietern streamen Foto: Tiberius Film
Woon-Mo Sung
Redakteur

8. Juli 2025, 18:29 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Wer Lust auf einen besonders nervenaufreibenden Horrorfilm hat, sollte „Martyrs“ streamen. Zu sagen, er sei nichts für schwache Nerven, ist eine glatte Untertreibung.

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Horrorfilme gibt es etliche und sie kommen in verschiedenen Formen daher: blutig, komisch, unheimlich, laut oder leise. Hin und wieder erblickt aber ein Beispiel das Licht der großen Leinwand, das wegen seiner Extreme für reichlich Schlagzeilen sorgt und sich dadurch tief ins kollektive Fan-Gedächtnis brennt. Und in dieser Hinsicht sticht ein Film besonders hervor. Deswegen sagen wir Ihnen, wo Sie „Martyrs“ streamen können – und warum.

Darum geht es in „Martyrs“

Wer „Martyrs“ streamen möchte, den erwartet ein wuchtig-blutiger Auftakt und eine vollkommen überraschende Wendung. 1971 rennt ein junges Mädchen blutüberströmt durch ein Fabrikgelände, ehe es von der Polizei aufgelesen wird. Schnell entpuppt sie sich als Lucie – die bereits seit einem Jahr als vermisst galt. Aber wer sind ihre Peiniger und warum hat man sie so lange festgehalten?

Fragen, auf die es auch 15 Jahre später zunächst noch keine Antwort gibt. Doch die mittlerweile erwachsene Lucie sinnt fest entschlossen auf Rache und bricht mit einer geladenen Schrotflinte in ein Haus ein, um ein Blutbad anzurichten. Mutter, Vater und auch die Kinder sterben. Doch sie sind nicht die einzigen Bewohner des Hauses gewesen – alsbald tritt eine unheimliche Gestalt auf den Plan, die Lucie allzu bekannt vorkommt. Der Albtraum fängt gerade erst an …

Höhepunkt der New French Extremity

Wenn sich eine Filmnation in den vergangenen 20 Jahren als besonders hart erwiesen hat, dann ganz sicher Frankreich. In unserem Nachbarland versteht man sich seit einiger Zeit auf intensive Gewaltstoffe, wie verschiedene Werke seit Ende der 90er und in den Nullerjahren eindrucksvoll belegen. 2002 etwa sorgte die Premiere von „Irreversibel“ für ohnmächtige Zuschauer. Ein Jahr später sollte es aber erst so richtig losgehen – dann nahm die sogenannte New French Extremity richtig an Fahrt auf.

Schon in den Jahren davor hat es entsprechende thematische und ästhetische Verschiebungen innerhalb des französischen Kinos hin zu expliziten Gewalt- und Sexdarstellungen gegeben. Ab 2003 erschienen dann Titel, die wegen ihrer Extreme für reichlich Gesprächsstoff sorgten, etwa „High Tension“, der die Welle lostrat, oder „Inside“ von 2007.

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2008 fand die New French Extremity mit „Martyrs“ ihren beispiellosen Höhepunkt. Selten haben Kinogänger, Journalisten und Sittenwächter einen Film kontroverser diskutiert als die Regiearbeit von Pascal Laugier. Die Kritiken waren gespalten – Gegner störten sich an der Gewalt, Befürworter betonten die überraschend komplexen Themen und den künstlerischen Wert. Heute gilt „Martyrs“ als Meilenstein des Genres, der in zahlreichen Bestenlisten der besten Horrorfilme auftaucht.

Kulturministerium rettete „Martyrs“

Jahre bevor man „Martyrs“ überhaupt streamen konnte, hatte es der Film für die Kinoauswertung nicht leicht. Aufgrund seines Inhalts kam es zu Problemen mit der französischen Altersfreigabe, die sogar Gegenstand eines eigenen Dokumentarfilms waren.

Denn die Commission de classification des œuvres cinématographiques erteilte dem Film seinerzeit initial eine Freigabe erst ab 18 Jahren. Was hierzulande heutzutage kein Hindernis für Erfolg sein muss, ist in Frankreich ein weit größeres Problem. So beschrieb Laugier einst in einem Interview mit „What’s Up Mann?“, dass eine solch hohe Altersfreigabe einem Todesurteil für den Film gleichkommt, da man ihn dann wie einen Porno behandelt. Der Filmemacher sah darin einen Zensurversuch, zumal man ihn nicht einmal um Schnitte gebeten habe.

Ein erster Einspruch scheiterte und alles sah danach aus, als würde „Martyrs“ erst der zweite Film nach „Saw III“ werden, der seit Dienstaufnahme der Behörde eine 18er-Freigabe erhält – und der erste französische. Daraufhin wendete sich die Société des Réalisateurs de Films, also die französische Gesellschaft der Filmregisseure, an das französische Kulturministerium mit der Bitte, die Entscheidung zur Altersfreigabe zu überprüfen. Auch die Filmjournalisten des Landes stellten sich auf die Seite des Films und witterten Zensur. Wenig später forderte Kulturministerin Christine Albanel eine neue, niedrigere Einstufung für „Martyrs“, der anschließend ab 16 Jahren gesehen werden konnte.

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Hier können Sie „Martyrs“ streamen

In Deutschland ist der Film seit 2012 indiziert und darf deshalb nicht mehr öffentlich im Laden beworben werden und zum Kauf ausliegen. Ungekürzte deutschsprachige DVD- und Blu-ray-Editionen existieren hierzulande dennoch, aber auch einige geschnittene Versionen. Die sind aber leicht zu erkennen, einfach weil sie normal im Laden mit einem „ab 18“-Hinweis zu finden sind.

Wer „Martyrs“ lieber streamen möchte, kann hierzu aus gleich mehreren Anbietern auswählen. Allerdings gibt es ihn bei den meisten Plattformen derzeit (Stand: 8. Juli 2025) entweder nur zu leihen oder zu kaufen. Ausnahme ist der Prime-Video-Channel „Bloody Movies“, den man selbst kostenpflichtig abonnieren kann.

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Allerdings ist hier Vorsicht geboten. Bei „Werstreamt.es?“ sind neben den verschiedenen Streaming-Diensten, auf denen „Martyrs“ verfügbar ist, auch verschiedene Laufzeiten gelistet. Die Angaben reichen dabei von 89 bis 95 Minuten. Auf der IMDb sind aber 99 Minuten angegeben, was sich mit Informationen auf der OFDB zur ungekürzten Blu-ray deckt. Gut möglich also, dass die meisten Streams in Wahrheit gekürzt sind. Lediglich die 95 Minuten bei Videobuster könnten eventuell auch ungeschnitten sein, insofern der Stream mit 25 Bildern pro Sekunde wie bei der alten DVD läuft – die dauert unzensiert auch nur 95 Minuten.

Themen Filme News

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