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Von der EU

Neue Regelung für alle Bankkunden beschlossen! Das ändert sich

Die EU hat Verbesserungen bei Überweisungen beschlossen. Sie betreffen alle Bankkunden in Europa
Die EU hat eine wichtige Änderung für alle Banken beschlossen Foto: picture alliance / Zoonar | TITOVA ILONA
Rita Deutschbein, Redaktionsleiterin TECHBOOK
Redaktionsleiterin

16.02.2024, 10:59 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Geld in Sekunden von einem Bankkonto auf ein anderes überweisen – das ist dank Echtzeit-Überweisungen seit November 2017 möglich. Doch noch immer bieten einige Banken diese Art der Überweisung nicht an oder sie verlangen teils hohe Gebühren dafür. Das ändert sich nun.

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Am 7. Februar 2024 hat das EU-Parlament eine neue Richtlinie für Echtzeit-Überweisungen beschlossen. Geplant war die Verordnung bereits seit dem vergangenen Jahr. Sie soll sicherstellen, dass Bankkunden künftig nicht mehr lange auf ihr Geld warten müssen, sondern Überweisungen innerhalb von Sekunden auf dem Empfängerkonto verbucht werden – unabhängig von Tag und Stunde.

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Wann tritt die neue EU-Vorschrift für Echtzeit-Überweisungen in Kraft?

Die neue EU-Vorschrift kann man als Meilenstein im Banking bezeichnen. Denn obwohl Echtzeit-Überweisungen seit über sechs Jahren möglich sind, bieten noch immer nicht alle Banken diesen Service uneingeschränkt an. In vielen Fällen fallen auch Extrakosten an. Damit macht das Europäische Parlament nun Schluss. Die Richtlinien, die bereits im November 2023 von den EU-Mitgliedsstaaten beschlossen wurden, wurden von den Abgeordneten mit deutlicher Mehrheit angenommen. Sie aktualisieren das derzeit gültige Regelwerk für den Zahlungsverkehr innerhalb der Eurozone, das man auch unter der Bezeichnung SEPA kennt.

Die neuen Vorschriften treten 20 Tage nach Veröffentlichung im Amtsblatt der EU in Kraft. Dann haben die EU-Mitgliedsstaaten allerdings noch 12 Monate Zeit, sie umzusetzen. Die Banken in Europa haben somit noch eine Übergangsfrist. Spätestens ab Mitte 2025 müssen sie dann Echtzeit-Überweisungen anbieten und Geld innerhalb von 10 Sekunden auf dem Empfängerkonto verbuchen. Die Frist gilt dabei unabhängig vom Tag oder der Uhrzeit und somit auch außerhalb der Geschäftszeiten. Der Auftraggeber einer Echtzeit-Überweisung soll innerhalb von 10 Sekunden wiederum darüber informiert werden, ob der Betrag beim Empfänger angekommen ist.

Eine Ausnahme gibt es allerdings für Banken außerhalb der Eurozone. Auch hier greift zwar das neue Regelwerk, sofern regelmäßige Transaktionen in Euro angeboten werden. Allerdings gilt die 10-Sekunden-Frist nur innerhalb der Geschäftszeiten.

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Keine zusätzlichen Gebühren für Echtzeit-Überweisungen

Mit der Umstellung möchte die EU europäische Banken unabhängiger von Bezahldiensten machen, die meist aus den USA stammen. Ein Beispiel ist PayPal. Der Dienst bietet Sofortüberweisungen bereits seit Langem und für Privatkunden zudem kostenfrei an und wird daher häufig für derartige Geldtransfers genutzt.

Europäische Banken konnten hier bislang kaum mithalten. Mit Inkrafttreten der neuen Vorschriften dürfen sie für Echtzeit-Überweisungen jedoch keine zusätzlichen Gebühren mehr verlangen. Schon jetzt gibt es keine einheitliche Gebührenverordnung, viele Banken lassen sich derartige „Premium“-Überweisung mit im Schnitt 25 bis 50 Cent pro Auftrag bezahlen, oder sie machen die Kosten abhängig von der Art des Girokontos.

Aufgrund der neuen EU-Regelung müssen sich einige Banken auch komplett umstellen. Bei der ING und DKB ist bislang beispielsweise nur der Empfang von Echtzeit-Überweisungen möglich, nicht aber das Senden. Die Consorsbank und Degussa Bank bieten diese Art der Überweisung hingegen gar nicht an.

Auf TECHBOOK-Anfrage sagte ein Sprecher der ING, dass man ausgehende Zahlungen in Echtzeit noch in diesem Jahr umsetzen wolle. Auch die DKB gab auf Nachfrage an, „eine vollumfängliche Umsetzung innerhalb der vorgesehenen Übergangsfrist gemäß EU-Richtlinie sicherstellen“ zu werden.

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Neue Prüfverfahren sollen Sicherheit erhöhen

Der schnelle Geldtransfer hat mitunter aber auch seine Tücken. Dass Überweisungen bislang so lange dauern, liegt unter anderem an Sicherheitsprüfungen im Hintergrund. Sie sollen sicherstellen, dass Gelder nicht an sanktionierte Konten gehen, um Geldwäsche oder Betrug vorzubeugen. Auch wird geprüft, dass IBAN und Empfänger stimmen.

Mitunter dauert die Buchung eines Betrages allerdings recht lange, da das System, über das die Sicherheitsprüfungen abgewickelt werden, schon etwas in die Jahre gekommen ist. Einige EU-Abgeordnete wiesen beispielsweise darauf hin, dass sich der Geldbetrag, der sich dauerhaft gewissermaßen „in der Schwebe“ zwischen einem und einem anderen Konto befindet, auf mehrere Milliarden Euro belaufe. Geld, das Privatkunden, Unternehmen und auch den EU-Staaten temporär dann nicht zur Verfügung steht.

Um das 10-Sekunden-Fenster bei Echtzeit-Überweisungen einhalten zu können, müssen die Sicherheitsprüfungen künftig deutlich schneller ablaufen. Hier helfen Systeme, die auch auf künstliche Intelligenz zugreifen können. Doch auch menschliche Fehler stellen eine Schwachstelle dar, wenn man sich beispielsweise bei der IBAN vertippt und das Geld rechtsgültig bei einem falschen Empfänger verbucht wird. Hierfür fordert die EU Banken und Zahlungsdienstleister auf, eine unverzügliche Überprüfung der Identität des Empfängers anzubieten, ohne zusätzliche Kosten oder Gebühren.

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Martin Schirdewan von den Linken sagt dazu: „Ganz zentral ist, dass die Geldsendungen sicher sein müssen. Da muss die EU-Kommission noch nachschärfen.“ Sollten Banken ihre Schutzmaßnahmen nicht anpassen und dadurch ein finanzieller Schaden entstehen, können Betroffene künftig eine Entschädigung verlangen.

Zudem soll es möglich sein, ein Höchstlimit für Echtzeit-Überweisungen im eigenen Konto anzulegen. Dieses soll sich auf Wunsch vor jeder Überweisung schnell anpassen lassen. Das generell festgesetzte Limit für die schnellen Überweisungen beträgt bisher übrigens 15.000 Euro.

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TECHBOOK schätzt ein

„Die Entscheidung, Echtzeit-Überweisungen für alle Bankkunden zugänglich zu machen und das sogar ohne zusätzliche Kosten, war lange überfällig. In Zeiten, in denen der digitale Geldtransfer immer mehr an Bedeutung gewinnt und Bargeld in vielen Bereichen an Relevanz verliert, ist es wichtiger denn je, dass das Geld schnell von A nach B kommt.

Ich selbst habe mich das ein oder andere Mal bereits darüber geärgert, dass es so lange gedauert hat, bis eine Überweisung auf meinem Konto gutgeschrieben wurde. Das Geld steht in dieser Zeit nicht zur Verfügung, obwohl es mir eigentlich zusteht. Und ich bin nur eine einzelne Person. In Unternehmen oder sogar in Staaten, in denen ganz andere Beträge verschoben werden, sind die Auswirkungen der langen Wartezeiten noch drastischer.

Für Bankkunden ist die neue EU-Vorschrift ein kleiner Segen und für mich ein wahrer Gewinn. Endlich sind alle verpflichtet, den Service anzubieten – auch die DKB und ING – und Banken haben nicht mehr das Recht, für diese Leistung teils hohe Gebühren zu verlangen. Ich denke zwar nicht, dass die Echtzeit-Überweisung der Banken die Beliebtheit von PayPal schmälert – ich zumindest werde den Dienst weiterhin zum Tausch von Geldbeträgen nutzen –, doch hat man künftig zumindest die Wahl, auch solche Geldgeschäfte ohne Drittanbieter komplett über die eigene Bank abzuwickeln.“Rita Deutschbein, Redaktionsleiterin
Themen News Online-Banking Smart Finance
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