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Internet-Hype

Was ist eigentlich aus der kontroversen Chat-Plattform Omegle geworden?

Vom Hype zum Aus – innerhalb weniger Jahre ist Omegle von einer Trenderscheinung in die Vergessenheit abgerutscht
Vom Hype zum Aus – innerhalb weniger Jahre ist Omegle von einer Trenderscheinung in die Vergessenheit abgerutscht Foto: Getty Images
Lars Lubienetzki
Freier Redakteur

11.03.2024, 17:43 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Während der Corona-Pandemie, in Zeiten ohne persönliche Begegnungen, ist Omegle zum Klick-Hit im Netz aufgestiegen. Jetzt hat die etwas andere Chat-Plattform ihre Pforten nach 14 Jahren für immer geschlossen.

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Das Grundprinzip von Omegle: Über das Chat-Portal können wildfremde Menschen aus der ganzen Welt zusammenfinden und miteinander chatten. Das Besondere: Der Chatpartner oder die Chatpartnerin finden per Zufallsprinzip in einem Raum zusammen. Zumindest anfangs.

Anonyme, digitale Blind Dates

Ende der 2000er Jahre sind mehrere solcher Plattformen gestartet. Omegle ist eine davon. Der anonyme Zweier-Chat, eine Art digitales Blind Date. Als Nutzernamen stehen bei Omegle nur ‚You‘ und ‚Stranger‘, ‚Du‘ und ‚Fremde/r‘, zur Verfügung. Ein wichtiger Aspekt für den damals 18-jährigen Gründer Leif K-Brooks aus den USA: Vollkommene Anonymität.

Der Jung-Gründer setzt auf die Eigenverantwortlichkeit seiner User. Dennoch lassen sich IP-Adressen im Zweifelsfall nachverfolgen. Wie sich in der Folge zeigen wird, auch dringend notwendig.

Omegle startet zunächst als reiner Textchat. Später gibt es auch eine Videochat-Funktion. Außerdem erweitert Leif K-Brooks seine Chatplattform um die Möglichkeit, Gesprächsthemen vorzugeben. So finden dann immer noch Fremde zusammen, allerdings mit einem gemeinsamen Einstiegsthema.

Belästigungen statt Eigenverantwortung

Schon früh zeigt sich bei Omegle: Fehlt ein vorgegebenes Thema, rutschen die Gespräche schnell unter die Gürtellinie ab. Ein Teil der Community hält nicht viel von Eigenverantwortung. Es hagelt Beschwerden.

Omegle versucht es mit Altersregeln, für den Textchat muss eine Person mindestens 13 Jahre alt und für den Videochat mindestens 18 Jahre alt sein. Eine Überprüfung findet allerdings nicht statt. Auch hier handelt jeder User eigenverantwortlich.

Jeder der beiden völlig fremden Chatpartner kann selbstverständlich das Gespräch zu jedem Zeitpunkt verlassen. Auch eine Form der Eigenverantwortung, sollte ein Gespräch in eine vollkommen falsche Richtung abdriften.

Dennoch reißen die Beschwerden wegen sexueller Belästigung nicht ab. Daher verschwindet Omegle im Verlauf der 2010er Jahre im Nischendasein.

Auch interessant: Was ist eigentlich aus Clubhouse geworden?

Omegle-Hype während der Pandemie

Mit Beginn der Corona-Pandemie erlebt Omegle eine neue Blüte. Menschen hängen vor dem Computer oder am Smartphone. Viele davon spüren die Einsamkeit. Hier stillt Omegle auf einfache Weise die große Sehnsucht, anderen Menschen zu begegnen.

Viele User nutzen in dieser Zeit ohne Nähe Omegle als Ort, um sich nah zu sein – auf vielfältige Weise. Allerdings tummeln sich dort immer noch Menschen, die andere User belästigen.

Omegle verkommt in der Folge zu einem Ort, an dem pädophil veranlagte Menschen kinderpornografisches Material austauschen. Omegle-Gründer Leif K-Brooks versucht durch verschärfte Maßnahmen gegenzusteuern. Doch sein Projekt ist ihm längst aus den Fingern geglitten. Er kann nur noch die Reißleine ziehen.

Plötzliches Aus

Am 9. November 2023 geht die Chatplattform Omegle vom Netz. Leif K-Brooks reagiert damit nicht nur auf die zunehmenden Auswüchse im Verhalten der User, sondern entgeht einer Strafverfolgung. Einige belästigte Personen haben sich nämlich Hilfe durch Anwälte gesucht, um Omegle zu verklagen. Durch das Abschalten der Plattform sind diese Klagen gegenstandslos geworden.

Auf der Omegle-Webseite schreibt Leif K-Brooks in seiner Abschlusserklärung und zu der Situation, die zum Aus geführt hat: „Ein Aspekt dieser Entwicklung ist die anhaltende Flut von Angriffen auf Kommunikationsdienste, einschließlich Omegle, die auf dem Verhalten einer böswilligen Untergruppe von Nutzern beruhen.“

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Das sind Omegle-Alternativen

Wenn Sie anonyme Zweierchats ausprobieren möchten, mit ernsthaftem Interesse an Ihren Gesprächspartnern, diese Omegle-Alternativen gibt es:

Chatroulette: Die Plattform gehört zu den bekannteren Portalen. Wie der Name schon andeutet, werden die Chatpartner hier wild ‚zusammengewürfelt‘. Gechattet wird per Video. Daher besteht auch bei Chatroulette leider die Gefahr, unschöne Dinge sehen zu müssen.

VideochatDE: Hört sich nach einer deutschen Plattform an, hat seinen Sitz allerdings im Ausland. Gleiches Prinzip wie bei Chatroulette. Es gibt allerdings auch die Möglichkeit, ohne Cam zu chatten. Das Portal verfügt über Filter, um seine Chatpartner auf den deutschsprachigen Raum zu beschränken. Wenn es doof wird, einfach wegklicken.

MeetSkip: Sie mögen Chats ohne viel Schnickschnack? Dann ist das Portal MeetSkip genau richtig für Sie. Einfach den Button ‚Jetzt chatten‘ anklicken schon geht die Chatreise los. So lernen Sie schnell und einfach neue Leute kennen.

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