21. Mai 2024, 15:05 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Was passiert, wenn man im Jahr 2024 Windows XP installiert und damit ins Internet geht? Ein YouTuber hat es ausprobiert – und wirklich niemand sollte ihm nacheifern.
Seit 1985 bringt Microsoft in regelmäßigen Abständen neue Versionen des Betriebssystems Windows auf den Markt. Die aktuelle ist Windows 11 und seit Ende 2021 erhältlich, doch auch ältere Varianten befinden sich noch immer im Umlauf. Das ist allerdings aus einer Vielzahl an Gründen nicht empfehlenswert, wie ein YouTuber jetzt demonstriert hat. Der hat nämlich im Jahr 2024 Windows XP für ein Video in Betrieb genommen – und das Ergebnis fiel schockierend aus.
Windows XP ist im Jahr 2024 seit 10 Jahren abgelaufen
Windows XP erschien bereits 2001 und erhielt für sehr lange Zeit technische Unterstützung von Microsoft. Zwar beendete das Unternehmen im Jahr 2008 den Mainstream-Support mit neuen Funktions-Updates. Erst 2014, nach mehreren Verlängerungen, stellte es den technischen Support endgültig ein. Grund für diese unübliche Erweiterung ist, dass viele Unternehmen noch auf Windows XP für ihre internen Systeme angewiesen waren. Microsoft versorgte diese deshalb noch mit Sicherheits-Updates – für eine monatliche Gebühr. Diese variierte von Unternehmen zu Unternehmen und belief sich auf mehrere Hunderttausend bis Millionen von Euro.
Da das Betriebssystem aber nun schon seit zehn Jahren keine Sicherheits-Patches mehr bekommt, sollten Nutzer grundsätzlich die Finger davon lassen. YouTuber Eric Parker hat trotzdem im Jahr 2024 Windows XP mithilfe einer virtuellen Maschine gestartet und direkt mit dem Internet verbunden, also auch ohne einen dazwischengeschalteten Router.
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Windows XP ist ein echter Malware-Magnet
Anschließend unternahm Parker – nichts. Er surfte nicht im Netz oder lud Programme herunter. Es dauerte aber nicht lange, ehe er einen verdächtigen Prozess der Datei conhoz.exe im Taskmanager fand, der Systemrechte besaß. Als Herausgeber hinterlegten die Verantwortlichen „Microsoft compilation“, wohl um die Malware als offiziell zu tarnen.
Darüber hinaus entdeckte Parker nebst mehreren anderen dubiosen auch eine vermeintliche Datei von Google sowie einen neuen Nutzer mit dem Namen admina, der auch durch ein Passwort geschützt war. Nach einer kurzen Recherche fand der YouTuber heraus, dass sich auch die neuartige Schadsoftware „Lumma“ ins System eingenistet hatte. Nach einem Scan fand Parker insgesamt acht sicherheitsrelevante Probleme, darunter Adware, Backdoors und Trojaner.
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Dem Internet schutzlos ausgeliefert
Fairerweise muss man aber erwähnen, dass Parker bei seiner veralteten Windows-Version etwas nachgeholfen hatte. Er schaltete zusätzlich die interne Firewall aus und auch das Fehlen eines Routers bedeutete eine Sicherheitsebene weniger. Von daher war es Cyberkriminellen ein Leichtes, genau dieses System zu finden und zu infizieren.
Sein Windows XP war also dem Internet und allem, was darin unterwegs ist, schutzlos ausgeliefert. Es ist zumindest denkbar, dass unter diesen Bedingungen auch eine andere Version ein ähnliches Ergebnis geliefert hätte. Ob diese Versuchsanordnung aufgrund der Verbreitung von Routern überhaupt in der Realität vorkommt, ist aufgrund des Alters eher unwahrscheinlich.
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Windows XP im Jahr 2024 immer noch stärker verbreitet, als man glaubt
Die Botschaft ist jedenfalls klar: Ein Betriebssystem sollte permanent gut geschützt sein. Und tatsächlich nutzen mehr Menschen, Betriebe und Einrichtungen Windows XP im Jahr 2024, als man annehmen würde. Lansweeper stellte mit Stand vom September 2023 einen XP-Anteil von 0,25 Prozent unter allen aktiv genutzten Windows-Systemen fest. Ende 2022 gab Microsoft bekannt, dass Windows 10 und 11 zusammen mehr als 1,4 Milliarden monatliche Nutzer hätten. Daran gemessen dürfte Windows XP weltweit noch auf mehreren Millionen internetfähigen PCs installiert sein.
Damit befindet sich die alte Version auf mehr Geräten in Nutzung als Windows 8 oder Windows Vista, die beide erst später erschienen. Und darunter befinden sich welche, bei denen Sicherheit oberste Priorität haben sollte: So soll das US-Außenministerium immer noch Windows XP in Betrieb haben. Und sogar beim US-Militär kommt es in bestimmten Bereichen immer noch zum Einsatz. Tatsächlich zahlte die Navy 2015 Microsoft extra Geld, um deren Computer auch nach dem XP-Supportende zu schützen.
Auch in Deutschland gibt es noch einige Computer, auf denen Windows XP im Jahr 2024 läuft: So sollen es mit Stand vom Jahresanfang etwa 90.000 Rechner hierzulande betreffen.