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„Schau mir in die Augen, Kleines“

Wie „Casablanca“ aus DHDL Videocalls nachhaltig verändern soll

Foto eines Videoscalls mit "Casablanca"-Unterstützung, bekannt aus "Die Höhle der Löwen".
„Casablanca“ aus „Die Höhle der Löwen“ wird Videocalls in einem Punkt deutlich verbessern. Foto: Nicole Gross/Casablanca.ai
Woon-Mo Sung
Redakteur

08.04.2024, 17:39 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Nicht erst seit der Pandemie kennen viele Menschen das Problem des fehlenden Augenkontakts in Videogesprächen. Die Software „Casablanca“ aus „Die Höhle der Löwen“ soll dem ein Ende bereiten.

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Wer sich heutzutage nicht direkt gegenübersitzt und dennoch miteinander kommunizieren will, greift auf technische Hilfsmittel zurück. Gerade im Arbeitsumfeld sind dank Homeoffice-Lösungen Videobesprechungen mittlerweile zum Standard geworden. Dabei besteht noch immer das seltsame Problem, keinen direkten Augenkontakt herstellen zu können – entweder man schaut direkt in die Kamera oder eben auf den Bildschirm, doch die Blicke treffen sich dabei nicht. Im gestrigen Staffelauftakt von „Die Höhle der Löwen“ (kurz: DHDL) wurde „Casablanca“ vorgestellt, womit sich Menschen auch im Call einfach anschauen können.

Das soll „Casablanca“ aus die „Die Höhle der Löwen“ erreichen

„Schau mir in die Augen, Kleines“, ist wohl eines der ikonischsten Filmzitate aller Zeiten. „Casablanca“ aus „Die Höhle der Löwen“ heißt nicht umsonst wie der Filmklassiker, aus dem dieser legendäre Spruch stammt und das nicht nur augenscheinlich Programm ist. „Ja, es ist ein toller Film und es ist so wichtig, dass man sich richtig anschauen kann“, erklärt Gründer Carsten Kraus im Gespräch mit TECHBOOK. „Das drückt der Film besser aus, als jeder Texter, den wir kriegen können.“

Darum geht es auch: Mit „Casablanca“ ermöglichen Kraus, Co-Unternehmer Markus Vollmer und ihr Team den authentischen Blickkontakt in Videogesprächen. Das Interview in Microsoft Teams bietet hierfür die Gelegenheit für eine Live-Demonstration. Zu Beginn schauen Kraus und Vollmer direkt in die Kamera. Doch erst im Nachhinein enthüllen sie, dass sie diesen Eindruck mit Hilfe ihre Entwicklung vermittelt haben. Nur ein Mausklick und die Abschaltung der Software später schauen sie jeweils an der Kamera vorbei.

Der Blickkontakt ist eine der wichtigsten nonverbalen Kommunikationsformen beim Menschen, zu der es schon mehrere Studien in der Vergangenheit gab. Unter anderem kann er das Belohnungszentrum im Gehirn aktivieren oder die Aufmerksamkeit der angeschauten Person erhöhen. Laut einer Mitteilung steigt die Produktivität in Teams außerdem um 20 Prozent, wenn man sich bei der Arbeit in die Augen schauen kann. Diese Aspekte können in Videocalls verloren gehen: „Dass keine Kommunikation auf Augenhöhe vorliegt, ist ein Problem“, so Vollmer. „Deswegen fokussieren wir uns auf den Menschen und vor allem auf den Blick, der für uns aus Augen und Gesicht besteht.“

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So funktioniert „Casablanca“

Kraus und Vollmer geht es also darum, einen authentischen Blickkontakt herzustellen. Dies geschieht, indem die KI-gestützte Software den Kamerawinkel künstlich korrigiert. Schaut jemand also aufgrund seiner Sitzposition von oben herab auf den Bildschirm – was als arrogant wahrgenommen werden kann, selbst wenn das nicht beabsichtigt ist – dann kommt es zur Korrektur.

„Diese Aussagen wollen wir nicht transportieren, sondern nur genau das, was der Mensch in diesem Moment sagen möchte. Da spielt die Mimik eine wahnsinnig wichtige Rolle“, sagt Kraus. Gleichzeitig greift die Entwicklung nicht permanent. Personen werden mit „Casablanca“ nicht zum Anstarren von anderen gezwungen.

Kein Versteckspiel möglich

Denn zur Authentizität gehört eben auch, dass das Gegenüber sehen muss, wenn jemand bewusst nicht in die Kamera schauen möchte. „Viele denken, mit Casablanca kann man etwas anderes tun und hat trotzdem den Effekt, dass man Aufmerksamkeit schenkt. ‚Hey, ich kann während einer Vorlesung weiterhin mit dem Handy spielen‘“, führt Vollmer aus. „Oder ich kann sogar gar nicht am Platz sitzen und trotzdem hat das Gegenüber das Gefühl, ich bin da. Das ist genau eben nicht der Fall.“

„Wenn ich mich nicht respektvoll verhalte, dann sieht das Gegenüber das auch. Wir zeigen, wie der Mensch wirklich blickt und korrigieren halt nur diesen Fokuspunkt, der auf dem Bildschirm besteht, zur Kamera.“ Darüber hinaus können bestimmte Kamerawinkel noch nicht korrigiert werden.

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Wie sicher ist „Casablanca“?

„Casablanca“ können Interessierte für alle gängigen Videokonferenzsysteme nutzen. Die Anwendung funktioniert dabei nur auf Endgeräten, also auf einem Laptop oder einem Desktop-Rechner. Sie „funktioniert wie eine Web-Cam, die aber man aber wie eine Software installiert, also wie ein Treiber. Und dieser hat nach außen hin keine Angriffsfläche“, erklären uns die Macher.

Die Entwicklung läuft also weder über Server noch über die Cloud. Das heißt: Die Daten werden direkt beim Nutzer verarbeitet und nichts davon wird an Dritte übermittelt. „Die Bilddaten gehen nicht raus, datenschutztechnisch ist es ein Vorteil.“

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So geht es mit „Casablanca“ aus „Die Höhle der Löwen“ weiter

Noch existiert „Casablanca“ nur als Beta-Version, die man kostenfrei testen kann. Auch arbeiten Kraus, Vollmer und Co. daran, die Software für ältere Rechner fit zu machen. Aktuell läuft sie auf Macs ab 2020 flüssig und auf Pentium-Rechnern ab 2022.

Schon bald soll eine kommerzielle Version erscheinen, erste Bestellungen und Zusagen zur Nutzung gibt es bereits. Kostenpunkt? „Die Vollversion soll sieben Euro pro Monat kosten“, verrät Kraus. Da die Zielgruppe hauptsächlich Unternehmen sind, überlegt man darüber hinaus auch eine „eingeschränkte Version für die Privatnutzung.“ Bei dieser wäre vorstellbar, dass sie sich nach 20 Minuten abschaltet.

Carsten Kraus und Markus Vollmer wollten für „Casablanca“ bei „Die Höhle der Löwen“ 500.000 Euro für fünf Prozent der Firmenanteile. Noch während der Sendung beziehungsweise ihrer Aufzeichnung wollte Carsten Maschmeyer einsteigen. Wie aber unter anderem „Personalwirtschaft“ berichtet, platzte der Deal wenig später jedoch aufgrund einer zu hohen Firmenbewertung.

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