
1. Juni 2025, 16:34 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Wie sieht die Schule der Zukunft aus – und wer macht den Anfang? Während viele Bildungseinrichtungen beim Thema Digitalisierung noch hinterherhinken, zeigt eine Initiative, wie es besser gehen kann. Seit einigen Jahren werden besonders engagierte Schulen als „Smart Schools“ ausgezeichnet.
Spätestens seit der Corona-Pandemie hat sich gezeigt: Der Ort Schule muss sich verändern und digitaler werden. Die Zeit mit Lockdowns und Homeschooling hat auch deutlich gemacht: Viele Schulen sind darauf noch gar nicht vorbereitet. Deswegen ist im Jahr 2017 die Initiative „Smart School“ ins Leben gerufen worden. TECHBOOK hat bei den Initiatoren nachgefragt.
Das zeichnet „Smart Schools“ aus
Seit 2017 werden im Rahmen der Initiative „Smart School“ deutschlandweit digitale Vorreiterschulen ausgezeichnet. Das Netzwerk umfasst inzwischen mehr als 130 Schulen – von Grundschulen über Gesamtschulen und Gymnasien bis hin zu Berufsschulen. Ins Leben gerufen wurde die Initiative vom Digitalverband Bitkom, der damit versucht, die digitale Bildung in Deutschland aktiv voranzubringen. Doch wie definiert der Digitalverband eine „Smart School“?
„Das Konzept fußt auf den drei Säulen digitale Infrastruktur, Qualifizierung von Lehrkräften und Personal sowie digitale Schul- und Unterrichtskonzepte“, erläutert Lewis Erckenbrecht, verantwortlicher Referent für die Initiative „Smart School“.
Digitale Infrastruktur meint etwa die Internetanbindung der Schule, ein vorhandenes flächendeckendes WLAN oder die Anzahl digitaler Endgeräte. Im Grunde geht es darum, wie eine Schule in Sachen Digitalisierung ausgestattet ist.
Digitale Schul- und Unterrichtskonzepte umfasst dann sämtliche Maßnahmen der Schule, um die vorhandene Infrastruktur in den Unterricht einzubinden. „In Deutschland insgesamt bildet die Lehrkräfteschulung zu Digitalkompetenzen dabei immer noch eine große Herausforderung“, weiß Erckenbrecht. „Dabei geht es nicht einmal um das Alter. Es gibt genauso wissbegierige ältere Lehrkräfte wie jüngere Technikverweigerer.“
Digitalisierung an Schulen passiert selten mit Plan
Sehr oft kommen digitale Projekte an Schulen nur durch das persönliche Engagement einzelner Lehrkräfte voran. Die Ausbildung des Lehrpersonals an den Unis ist in den meisten Fällen immer noch mehr analog als digital ausgerichtet. Eine Systematik, um das Lernen an Schulen digitaler zu gestalten, fehlt nach wie vor.
„Manchmal kommen digitale Projekte auch aus der Not heraus voran“, verweist der Bitkom-Referent auf den vorhandenen Lehrkräftemangel. „Das Lernen mit digitalen Geräten kann Lücken schließen, wenn Lehrpersonal fehlt.“
Kritisch sieht Erckenbrecht die bisherige politische Strategie, um Schulen in Deutschland digital fitter zu machen. „In der Vergangenheit sind Schulen teilweise flächendeckend mit digitalen Endgeräten ausgestattet worden, danach damit aber allein gelassen worden. Diese Strategie geht von einer völlig falschen Vorstellung aus.“
Denn gleichzeitig sollte konkret geschaut werden, an welchen Stellen macht der Einsatz von digitalen Elementen am meisten Sinn und wie können Lehrkräfte unterstützt werden, mit den digitalen Geräten dann auch guten Unterricht zu machen.
„Smart Schools“ lernen voneinander
Genau hier setzt auch das Konzept „Smart School“ an. Denn es geht darum, ein Netzwerk an Schulen aufzubauen, die Vorbilder im Bereich digitaler Bildung sind. So können Schulen voneinander lernen und wiederholen nicht die Fehler, die andere Einrichtungen bereits gemacht haben.
„Was sich bei der Umsetzung digitaler Projekte definitiv bewährt hat, ist eine gute Zusammenarbeit von Schule und Schulträger, also wenn Kommunen, Kirchen oder auch private Träger die digitalen Konzepte an ihrer Schule unterstützen“, betont Erckenbrecht.
Es hilft auch, wenn Eltern mit in digitale Schulkonzepte eingebunden werden. Schließlich geht die Nutzung digitaler Endgeräte nach der Schule zu Hause weiter. „An einigen ‚Smart Schools‘ haben die Eltern bei der Entwicklung von verbindlichen Nutzungsregeln für Smartphones mitgewirkt“, berichtet der Bitkom-Experte.

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Wie sieht Schule in 30 Jahren aus?
Der Ort Schule befindet sich im Wandel. Die Art, wie Kinder und Jugendliche dort lernen, verändert sich. Das Tempo der Veränderung könnte nach Ansicht der Bitkom schneller sein. Auf die Frage, wie Schule in 20 oder 30 Jahren aussehen könnte, antwortet Lewis Erckenbrecht: „Die großen Linien bleiben gleich. Schule bleibt ein Ort, den Schüler aufsuchen, um gemeinsam zu lernen. Ich hoffe nur, der Overheadprojektor steht dann endlich im Museum.“
Zudem glaubt er, das Lernen individualisierter wird. Schulen haben nicht mehr nur die Aufgabe eine große Gruppe fit fürs Leben zu machen, sondern jeden einzelnen Schüler individuell zu fördern. Digitale Lösungen sind eine gute Möglichkeit, um Lernprozesse besser auf die persönlichen Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen abzustimmen.