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Konkurrenz für ChatGPT

Google Bard startet in Deutschland – so können Sie den Chatbot testen

Google Bard ist bereits Anfang 2023 in USA und UK gestartet, war aber lange Zeit nicht in der EU verfügbar
Google Bard ist bereits Anfang 2023 in USA und UK gestartet, war aber lange Zeit nicht in der EU verfügbar Foto: picture alliance / imageBROKER | David Talukdar
Adrian Mühlroth
Redakteur

13.07.2023, 14:13 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Mit ChatGPT wurde Google regelrecht überrollt, denn auf einmal sieht sich der Software-Riese mit ernstzunehmender Konkurrenz für seine Suchmaschine konfrontiert. Jetzt sucht das Unternehmen nach einer Antwort.

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Microsofts neue Bing-Suche samt Chatbot ist längst gestartet und für immer mehr Nutzer verfügbar. Googles Rivale „Bard“ ist ebenfalls seit Februar 2023 verfügbar, war bislang aber nur einer begrenzten Gruppe von Beta-Testern zugänglich. Nun hat das Unternehmen angekündigt, die AI für alle Nutzer zu öffnen.

Google Bard ab sofort in der EU verfügbar

Google hat auf der Update-Seite von Bard angekündigt, dass der Chatbot nun auch in den 27 EU-Länder und erstmals auf Deutsch verfügbar ist. Wie auch die GPT-basierten Chatbots ChatGPT und Bing benutzt die Google-AI natürliche Sprache, um von Nutzern formulierte Fragen dialogbasiert zu beantworten. Die Ergebnisse sind dabei oft präziser und umfassender als die einer Suchmaschine. Ab sofort können sich Nutzer in der EU unter bard.google.com anmelden, um den Chatbot auszuprobieren. Zur Nutzung ist lediglich die Anmeldung mit einem Google-Konto notwendig.

Kleiner Fun Fact am Rande: Bard half beim Schreiben der Ankündigung auf Googles Keyword-Blog. Damit beauftragt, den Artikel mit einem Schlusswort zu versehen, schrieb die AI: „Danke fürs Lesen und, wie immer, vergesst nicht, genug zu trinken und euer Gemüse zu essen. Bis zum nächsten Mal, Bard Ende.“ Auch wenn es der Chatbot wohl gut gemeint hat, war das sicher nicht die Antwort, die sich die Google-Mitarbeiter erhofft hatten.

Lesen Sie auch: So hätte Google in den 1980er-Jahren ausgesehen

TECHBOOK hat Google Bard angetestet

Die Fähigkeiten eines Chatbots wie Google Bard vollumfänglich zu testen, ist kaum praktikabel. TECHBOOK hat deswegen stichprobenartig getestet, wie präzise und gewissenhaft der Bot Fragen beantwortet – und ob er etwa Fehler bei der Rechtschreibung macht. Da Bard erst jetzt auf Deutsch verfügbar ist, könnte es hier durchaus zu Problemen kommen. Neben generellen Fragen hat TECHBOOK aber auch untersucht, wie gut Bard wirklich darin ist, selbst Programmier-Code zu schreiben – eine Funktion die Google stark bewirbt.

„Hi Bard, kennst du TECHBOOK.de?“

Die erste Frage, die wir Bard gestellt haben, war „Kennst du TECHBOOK.de?“. Der Chatbot zumindest einige Fakten richtig herausgefunden, etwa dass wir in Berlin sitzen und zur Axel Springer GmbH gehören. Auch die Zusammenfassung, dass wir „zu aktuellen Ereignissen in der Technikbranche, Tests von neuen Produkten und Ratgeber zu verschiedenen Themen rund um Technik“ schreiben, ist recht akkurat. Einzig unser Startdatum hat Bard mit 2012 weit verfehlt.

Natürlich hat uns auch interessiert, ob Google Bard denkt, es sei besser als ChatGPT. Tatsächlich scheint die Antwort recht reflektiert: „ChatGPT ist ein generatives Prä-trainiertes Transformatormodell, während ich ein faktisches Sprachmodell bin.“ Bard zufolge heißt das, dass ChatGPT „besser darin ist, kreativen Text zu generieren, wie Gedichte, Codes, Skripte, Musikstücke“. Der Google-Chatbot selbst sei hingegen „besser darin […], Sachthemen zusammenzufassen oder Fragen zu beantworten.“

Google Bard schreibt Programmier-Code für TECHBOOK

Diese Behauptung wollten wir dann natürlich unter Beweis stellen. Zunächst haben wir versucht, Bard dazu zu bringen, uns kompilierbaren Code für den Spieleklassiker „Pong“ zu programmieren. Das hat leider auch nach mehreren Anläufen in verschiedenen Programmiersprachen nicht geklappt, da für das Ausführen des Codes sogenannte Librabries – also Code-Datenbanken – notwendig sind. Dennoch scheint der Code selbst in Ordnung zu sein, zumindest konnten Online-Code-Kompilierer nicht immer Fehler finden.

Trotzdem sollte Bard einen in irgendeiner Form brauchbaren Code ausspucken. Im nächsten Anlauf hat TECHBOOK deshalb den Chatbot in einem ersten Schritt damit beauftragt, die Bevölkerungsentwicklung in der EU in den vergangenen Zehn Jahren anzuzeigen. Die Daten konnte der Bot schnell und zuverlässig zusammensuchen – und stellt sie sogar in einer übersichtlichen Tabelle dar. Diese hätten wir direkt in Excel öffnen können, aber wir wollten noch etwas mehr. Wie baten Google Bard, Code zu schreiben, der aus den angezeigten Daten eine Grafik mit Linienkurve erstellt. Nach mehreren Anläufen und Testen mit den verschiedenen Entwürfen, die Bard anbietet, hat es am Ende tatsächlich geklappt. Mit HTML-JavaScript-Code haben wir eine brauchbare Grafik mit der Bevölkerungsentwicklung in der EU bekommen:

Google Bard hat Code in HTML-Javascript für TECHBOOK geschrieben
Google Bard hat Code in HTML-Javascript für TECHBOOK geschrieben Foto: TECHBOOK

Hier finden Sie die gesamte Konversation, die TECHBOOK mit Google Bard hatte: https://g.co/bard/share/43b7b7d6a59e.

Profilbild

TECHBOOK meint

„Obwohl Bard erst jetzt Deutsch gelernt hat, hatte der Chatbot keine Probleme, unsere Befehle zu verstehen und weitgehend fehlerfrei zu beantworten. Klar, hier und da haben Kommas gefehelt, aber ingesamt hat der Bot ein gutes Verständnis der deutschen Sprache. Beeindruckt hat mich aber die Fähigkeit, Code zu erstellen. Somit können selbst Programmier-Novizen schnell und einfach an brauchbaren Code kommen. Hilfreich dafür sind auch Bards zusätzliche Entwürfe, die mit jeder Antwort erstellt werden. Gibt es ein Problem mit einer Version, ist unter Umständen in den Entwürfen etwas brauchbares zu finden.“Adrian Mühlroth, Redakteur

Starke Konkurrenz durch ChatGPT und Bing

Das Unternehmen hatte aufgrund der wachsenden Konkurrenz durch AI-Chatbots die Gründer Sergey Brin und Larry Page zurück ins Boot geholt, um die eigene Strategie zu überdenken. Kurz nachdem bekannt wurde, dass Microsofts neue Bing-Suche ebenfalls auf AI setzt, kündigte CEO Sundar Pichai seinen Rivalen Bard an. Das Unternehmen arbeitet mit Google AI und DeepMind bereits seit Jahren an AI-gestützten Systemen. Bislang waren diese aber nicht der Öffentlichkeit zugänglich.

2021 hatte Google die erste Generation seinen neuronalen Sprachmodells LaMDA (Language Model for Dialogue Applications; dt: „Sprachmodell für Dialog-Anwendungen“) vorgestellt. Der Chatbot Bard soll von diesem Modell Gebrauch machen und auf natürliche, dialogorientierte Weise Nutzerfragen beantworten können. Anders als frühere Versionen von ChatGPT kann Bard dabei jedoch auf Informationen aus dem Internet zugreifen und somit auch aktuelle Themen behandeln. Damit tritt die AI in direkte Konkurrenz mit Microsofts neuer Bing-Suche, die auf dem Sprachmodell GPT-4 basiert und ebenfalls auf das Internet zugreifen kann.

Weitere AI-Funktionen kommen zur Google-Suche

Außerdem kündigt das Unternehmen neue, AI-gestützte Funktionen für die Google-Suche an. Diese sollen „komplexe Informationen aus mehreren Perspektiven in einfach zu verdauende Formate“ herunterbrechen können. Als Beispiel nennt Pichai die Frage, ob „Klavier oder Gitarre einfacher zu lernen“ ist und was mehr Übung braucht. Diese Funktionen sollen bald für Nutzer der Google-Suche zur Verfügung stehen.

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Quellen

Themen Google Künstliche Intelligenz Update
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