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Ab in die deutsche Provinz

Geheimtipp: Das Mystery-Abenteuer «Trüberbrook» im Test

Trüberbrook
Ein Physiker kommt unter mysteriösen Umständen in ein deutsches Provinznest und dann verschwinden auch noch wichtige Unterlagen. So könnte man den Einstieg von «Trüberbrook» beschreiben. Foto: Headup / btf GmbH
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TECHBOOK Redaktion

23.03.2019, 10:39 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

In «Trüberbrook» reist ein US-amerikanischer Wissenschaftler im Jahr 1967 in ein deutsches Provinznest. Zwischen Raufasertapeten, muffigen Möbeln und Mett-Igeln entspinnt sich ein Mystery-Adventure mit einer gehörigen Portion Verschwörung und Wahnsinn.

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Eintracht Braunschweig wird deutscher Fußballmeister, der Sauerländer Heinrich Lübke ist Bundespräsident. Es ist 1967 und der Quantenphysik-Student Tannhauser aus den USA hat in einem Preisausschreiben eine Reise in ein angeblich beschauliches Provinznest namens Trüberbrook gewonnen. Dumm nur: Eigentlich hat Tannhauser an keinem Gewinnspiel teilgenommen.

Das ist ihm aber egal, und so steht er eines Tages tatsächlich in dem verschlafenen Fachwerkstädtchen in Westdeutschland. Dort lernt Tannhauser die schlagfertige Anthropologin Gretchen kennen. Als eines Nachts ein geisterhafter Fremder in das Pensionszimmer des Amerikaners einbricht und das Gepäck durchwühlt, beginnt für den Wissenschaftler mit Elvis-Tolle ein komplett irres Abenteuer.

Provinz hat Stil

Obwohl der Name Trüberbrook eher nach Norddeutschland klingt, liegt das verschlafene Kaff irgendwo in einem Fantasie-Süddeutschland. Als habe man den Schwarzwald mit einem bayerischen Alpendorf gekreuzt – hier röhrt der Hirsch. Doch hinter den gutbürgerlichen Fachwerkfassaden lauert eine mysteriöse Verschwörung.

„Trüberbrook“ katapultiert seinen Helden in das Westdeutschland der Jahre nach dem Wirtschaftswunder – mit all ihren zeitgeistigen Kuriositäten. In einer arg abgewohnten Pension, in der das Spiel beginnt, steht westdeutsche Nachkriegskulinarik auf der Speisekarte: Mett-Igel, Käsespieße, Toast-Hawaii. Über dem Buffet kreisen ein paar Fliegen. Der Putz bröckelt von den Fachwerkfassaden – der Provinzmuff wird hier zum Stilmittel.

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Ein Point-And-Click-Adventure nach alter Schule

In diesem Knobelspiel kommt keine Hektik auf. Die Spielmechanik unterstützt das meditative Moment zusätzlich: Teilweise lassen sich die Figuren ewig Zeit für ihre Dialoge. Gesprächen mit Dorfbewohnern sollte man aber nicht ausweichen. Oft erhält man entscheidende Hinweise oder Gegenstände erst dann, wenn man sich mit vermeintlichen Nebensächlichkeiten beschäftigt. Hektisches Klicken dagegen führt bei „Trüberbrook“ nicht zum Erfolg. Und es lohnt sich, auf die vielen liebevollen Details im Hintergrund zu achten.

Der Trailer gibt einen Einblick ins Spiel

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Bei der Animation dieses Point-And-Click-Adventures haben sich die Entwickler der „bildundtonfabrik“ ins Zeug gelegt: Die Hintergründe wurden in Handarbeit modelliert und abfotografiert, wie man es aus Animationsfilmen wie „Shaun das Schaf“ oder „Wallace & Gromit“ kennt. Landschaften, Häuser und Möbel wurden mit viel Liebe fürs Detail entworfen, damit sich die digitalen Figuren davor bewegen können.

Durch diesen Puppenstuben-Look wirkt „Trüberbrook“ ungleich warmherziger als viele Blockbuster-Spiele, deren Schöpfer auf ein Millionen-Budget zurückgreifen konnten. „Trüberbrook“ wurde durch sogenanntes Crowdfunding finanziert, also durch Beiträge von Fans.

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Im Hinblick auf die Spielmechanik bietet „Trüberbrook“ aber leider nichts Neues. Unnötig tief verneigen sich die Macher vor großen Adventure-Vorbildern wie „Maniac Mansion“ (1987), „Secret of Monkey Island“ (1990) oder „Day of the Tentacle“ (1993). Die Spielfiguren bewegen sich durch einen mehrheitlich statischen Hintergrund. Mit dem Cursor wird die Umgebung durchsucht. Gegenstände müssen gefunden und miteinander kombiniert werden, Personen müssen befragt werden. Wenn man versucht, einen Gegenstand falsch zu nutzen, bekommt man auf der Stelle einen frechen Spruch zu hören. Es gibt ein Inventar, in dem alle gefundenen Gegenstände aufgelistet sind.

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Ein echter Geheimtipp

Doch „Trüberbrook“ langweilt keineswegs – dafür sorgen schon alleine die vielen schrägen Bewohner, die man im Verlauf der Handlung trifft. Als Sprecher für die kauzigen Figuren konnten unter anderem Schauspielerin Nora Tschirner, Fernsehmoderator Jan Böhmermann sowie Dirk von Lowtzow von der Band Tocotronic gewonnen werden. Neben der deutschen gibt es wahlweise eine komplett englische Sprachausgabe. Auch hier sprechen die deutschen Promis ihre Figuren – natürlich auf Englisch mit deutschem Akzent. Witzig.

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Abgesehen vom wenig innovativen Spielprinzip ist „Trüberbrook“ ein Geheimtipp für Gamer, die Spiele abseits des Massengeschmacks zu schätzen wissen. Die augenzwinkernde Mystery-Geschichte vor origineller Kulisse macht einfach Spaß – und hat das Potenzial, selbst zu einem Klassiker zu werden.

„Trüberbrook“ (ab 6 Jahren) erscheint für Mac, PC, PlayStation 4, Xbox One, Nintendo Switch und kostet ab 28,99 Euro.

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