19. Januar 2023, 16:03 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Microsoft Windows ist seit den 90er Jahren ein fester Bestandteil der Technikwelt. Dabei kann das Betriebssystem nützlich sein, aber auch zur Verzweiflung treiben – sogar den eigenen Firmen-Gründer Bill Gates.
Windows XP ging 2001 an den Start; unterstützt wird das Betriebssystem schon lange nicht mehr. Damals, in den frühen 2000ern, war Microsofts Marktmacht sogar teilweise noch ausgeprägter als heute – Windows dominierte den OS-Markt deutlich. Ein wichtiger Pfeiler für diesen Erfolg war immer auch Firmengründer Bill Gates, sogar nachdem er 2000 sein Amt als Firmenchef offiziell niederlegte. Aber auch danach war er noch sehr involviert in viele Microsoft-Prozesse, wie unter anderem von „Internal Tech Emails“ veröffentlichte Nachrichten zeigen. E-Mails aus dem Jahr 2003 offenbaren außerdem, dass Bill Gates, genau wie die meisten Nutzer, durchaus so seine Probleme mit dem Betriebssystem Windows XP hatte.
Bill Gates verzweifelt an Movie Maker
In der entsprechenden E-Mail beschwert sich Gates bei dem damals für Windows zuständigen James Allchin. Unter anderem ging es ihm um die Nutzerfreundlichkeit des Systems. So ist zu lesen: „Ich bin ziemlich enttäuscht darüber, wie die Nutzerfreundlichkeit von Windows zurückgegangen ist und die Programmverwaltungsgruppen keine Probleme diesbezüglich angehen.“ Eine Nachricht, die so anfängt, möchte man nun wirklich von niemandem bekommen – vor allem nicht von einem einflussreichen Mann wie Bill Gates. Er beschreibt dann ein konkretes Problem, das er mit dem System hatte:
Ich beschloss, Movie Maker herunterzuladen und das Digital-Plus-Paket zu kaufen, also ging ich zu Microsoft.com. Sie haben einen Downloadstandort dafür, also ging ich dorthin. Die ersten 5 Male, als ich die Seite benutzte, kam es zu einer Zeitüberschreitung, als ich versuchte, die Download-Seite aufzurufen (…). Diese Seite ist so langsam, dass sie unbrauchbar ist.
Bill Gates via Internal Tech Emails
Und gelöst war das Problem damit noch nicht. Auf der Seite selbst ist Gates dann wohl nämlich gar nicht fündig geworden. Stattdessen sei er auf 45 verwirrende Dateinamen gestoßen. Hilfreiche Filterfunktion? Fehlanzeige! Schließlich habe er sich an einen Microsoft-Kollegen gewandt. Die Antwort darauf war wohl auch einigermaßen kurios: „Also sagten sie mir, dass die Verwendung der Download-Seite, um etwas herunterzuladen, nichts ist, was sie erwartet hatten.“ Da drängt sich doch die Frage auf, wieso es überhaupt eine Download-Seite braucht?
Auch interessant: 6 Dinge, die Bill Gates bereits 1999 vorausgesagt hat
Komplizierte Windows-Updates sorgen für mehr Frust
Der Kollege verwies Gates dann offenbar auf die Hauptseite von Windows, er solle dort nach „Movie Maker“ suchen. Dort ist Gates dann wohl auch fündig geworden, jedoch wieder nach beträchtlicher Wartezeit. Zitat: „Die Seite war erbärmlich langsam“. Allerdings befand sich auf der Startseite dann kein entsprechender Download-Button für den Movie Maker. Stattdessen fand sich ein entsprechender Hinweis auf die Update-Seite von Windows. Dort sollte Bill Gates dann eine Reihe weiterer Tools herunterladen, bevor er endlich den Movie Maker bei Windows XP installieren könne. Daraufhin habe er dann „eine Reihe merkwürdiger Dialogfelder“ gesehen, was ihn zu der Frage veranlasste: „Kennt Windows Update keine Möglichkeit, mit Windows zu kommunizieren?“
https://oembed/techbook/affiliate/531fa8489db8d07f107ed9c744d3e58038216f3995e9faddd6362374e398e9a8/b6e44ea0-940f-43c7-93ea-971f6546c765/embed
Anschließend habe der Computer dann wohl ganze sechs Minuten gebraucht, um die entsprechende Software herunterzuladen. Sechs Minuten, in denen der Computer so langsam wurde, dass keine andere Interaktion möglich war. „Was zur Hölle passiert dann während dieser sechs Minuten?“, schrieb Gates in seiner E-Mail. Anschließend sei er zu einem Neustart des PCs aufgefordert worden. Doch auch nach diesem Neustart sei der Movie Maker auf dem PC nicht auffindbar gewesen. Tief in der eigenen Ordnerstruktur hätte er dann irgendwann eine Download-Datei für den Movie Maker gefunden.
Harte Kritik von Bill Gates an Windows XP
Nach weiteren Minuten Wartezeit habe der Movie Maker dann aber plötzlich Windows Media Series 9 installieren wollen. Weitere Dialogfenster und sieben Minuten später wurde es dem Microsoft-Gründer dann aber scheinbar zu bunt – zumal er den Movie Maker immer noch nicht nutzen konnte. Stattdessen wurden laut seiner Aussage plötzlich im Hintergrund Pakete auf dem Rechner installiert, die mit dem eigentlichen Programm nichts mehr zu tun hatten. „Der folgende Müll ist da. Exklusives Microsoft Autoupdate Test-Paket, Microsoft Autoupdate Neustart Test-Paket, Microsoft Autoupdate Test-Paket 1, Microsoft Autoupdate Test-Paket 2, Microsoft Autoupdate Test-Paket 3.“ Und dann schimpft ein lesbar genervter Gates so richtig los:
Jemand hat beschlossen, den einen Teil von Windows zu zerstören, der verwendbar war? Das Dateisystem ist nicht mehr nutzbar. Die Registry ist nicht nutzbar. Diese Programmliste war ein vernünftiger Ort, aber jetzt ist alles beschissen. Aber das ist nur der Anfang vom Mist.
Bill Gates via Internal Tech Emails
Damit war die Katastrophe für den Microsoft-Gründer nämlich scheinbar noch nicht vorbei. Er versuchte nämlich noch, das von ihm gekaufte Digital Plus Paket zu installieren – mit ähnlich mäßigem Erfolg. Pflichtangaben, die er für die Installation ausfüllen sollte, wurden hartnäckig direkt aus dem System gelöscht. Das Ende vom Lied war scheinbar, dass Bill Gates auf Windows XP weder den Movie Maker, noch das Digital Plus Paket installieren konnte. Sein eigenes Fazit fällt dementsprechend vernichtend aus: „Nach mehr als einer Stunde Wahnsinn, dem Zumüllen meiner Programmliste und der damit einhergehenden Angst und Erkenntnis, dass Microsoft.com eine schreckliche Website ist, habe ich Movie Maker nicht ausgeführt und ich habe das Plus-Paket nicht bekommen.“ Auch, wenn Windows viele gute Seiten hat, so kann wahrscheinlich jeder Nutzer ein kleines bisschen mit Gates mitfühlen.
Erst zum 2. Mal Diese neue Technik findet Bill Gates revolutionär
Matthew Perry ist auch dabei Kennen Sie noch das Windows-95-Werbevideo mit Jennifer Aniston?
Erinnern Sie sich? Diese nervigen Windows-Funktionen vermisst niemand
Quelle
- Internal Tech Emails (aufgerufen am 19. Januar)