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Großer Test

Wie gut ist Aldis 99-Euro-Handy Neffos C9A wirklich?

Neffos TP-Link
Das Neffos von TP-Link gibt es für 99 Euro bei Aldi
Adrian Mühlroth
Redakteur

24.10.2018, 11:29 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten

Ab Donnerstag gibt es beim Discounter Aldi das Neffos C9A von TP-Link für 99 Euro. TECHBOOK hat das Smartphone vorab getestet und zeigt Ihnen, ob sich der Kauf lohnt.

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Hardware und Leistung

Hier sind die technischen Daten kurz zusammengefasst:

  • MediaTek-Prozessor mit PowerVR Grafik
  • 2 Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher
  • Dual-SIM für zwei SIM-Karten,
  • Unterstützung des schnellen Internetstandards LTE
  • 16 GB interner Speicher, erweiterbar um bis zu 128 GB per SD-Karte
  • Bildschirm (5,45 Zoll) mit einer Auflösung von 1440 x 720 Pixeln (HD)
  • Hauptkamera mit 13 Megapixeln, Frontkamera mit 5 Megapixeln
  • 3020 Milliamperestunden (mAh) großer Akku

Im Neffos C9A, das aus dem Hause TP-Link stammt und eigentlich die Produktbezeichnung TP706A trägt, setzt auf einen Chip des Herstellers MediaTek. Obwohl dieser weit entfernt von der Leistung heutiger High-End-Modelle wie dem Snapdragon 845 (Samsung Galaxy S9) oder Apple A12 Bionic (iPhone Xs) entfernt ist, reicht er aus, um Bilder über den Bildschirm mit HD-Auflösung zu schieben.

 Der gro&szlig;e IPS-Bildschirm<br>Foto: TECHBOOK
Der große IPS-BildschirmFoto: TECHBOOK Foto: TECHBOOK

Im täglichen Gebrauch läuft die Bedienung flüssig von der Hand, vor allem, wenn Apps bereits geöffnet wurden und in dem 2 Gigabyte großen Arbeitsspeicher auf erneutes Aufrufen warten. Hier und da kommt es zu kurzen Denkpausen, meist bei größeren Apps und Spielen. Apropos Spiele: Grafisch anspruchsvollere Titel wie „PUBG“ oder „Fortnite“ sind für den Chip einfach zu viel. Wer es dennoch ausprobieren will, sollte sich auf häufiges Ruckeln einstellen. Besser sieht die Sache bei einfacheren Titeln wie „Asphalt 9“ und „Civilizations Revolution 2“ aus, die in unserem Test einwandfrei liefen.

Civilizations Revolution 2 auf dem Neffos C9AFoto: TECHBOOK

Der Akku ist ausreichend bemessen für den MediaTek-Chip, dessen Vorteil gegenüber High-End-Modelle ist, dass er Strom eher nippt als saugt. Damit sind über vier Stunden Bildschirmzeit und ein voller Tag aktiver Nutzung kein Problem und oft sollte das Neffos C9A auch ohne Nachtladung noch mit ein paar Prozentpunkten in den nächsten Tagen starten können.

 Das Schubfach mit Platz f&uuml;r zwei SIM-Karten und eine SD-Karte<br>Foto: TECHBOOK
Das Schubfach mit Platz für zwei SIM-Karten und eine SD-KarteFoto: TECHBOOK Foto: TECHBOOK

Gut gefällt uns die Unterstützung für zwei SIM-Karten und die Erweiterbarkeit des Speichers per SD-Karte. Denn obwohl 16 GB interner Speicher erstmal nach viel klingt, sind ab Werk schon mehr als 50 Prozent davon belegt. Kritik gibt es für den Einbau einer MicroUSB-Ladebuchse, die weder zeitgemäß noch nutzerfreundlich ist. Aber irgendwo muss schließlich der Rotstift angesetzt werden, wir würden uns nur wünschen, dass nicht die Ladebuchse immer als erstes unter die Räder kommt.

Insgesamt kann sich die Ausstattung für diesen Preis sehen lassen, weist aber hier und da ein paar Mankos auf.

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Kamera

Auf der Rückseite sitzt eine 13-Megapixel-Kamera, die wohl die größte Schwachstelle des Smartphones ist. Mal abgesehen von ein paar glücklichen Schüssen bei guten Lichtverhältnissen konnten wir keine wirklich brauchbaren Bilder damit produzieren. Farben sind generell verwaschen und Details gehen durch die Unschärfe, die sich durch faste alle Fotos zieht, verloren. Für Schnappschüsse ok, für Urlaubsbilder lieber die Kompaktkamera mitnehmen.

 So sieht es aus, wenn ein Bild gelingt<br>Foto: TECHBOOK
So sieht es aus, wenn ein Bild gelingtFoto: TECHBOOK Foto: TECHBOOK

Die Frontkamera ist für Selfies durchaus ausreichend, hier gibt es wenig bemängeln. Die Kamera verfügt über eine Aufhübschfunktion, die Gesichter besser darstellen soll. Ob und wie die Funktion benutzt wird, bleibt jedem selbst überlassen.

Der behäbige Prozessor kann zudem leider HDR (High Dynamic Range, mehr Infos gibt es in diesem Artikel) für kräftigere Farben nicht ohne weiteres berechnen, sodass die Funktion für Schnappschüsse deaktiviert werden sollte. Hier macht sich der Unterscheid zu Mittelklasse- und Top-Smartphones bemerkbar, die HDR-Bilder automatisch und ohne Verzögerung aufnehmen können.

 Die Farben sehen ausgebleicht aus<br>Foto: TECHBOOK
Die Farben sehen ausgebleicht ausFoto: TECHBOOK Foto: TECHBOOK

Ebenfalls einschränkend wirkt sich der Chip auf die Videoaufnahme aus. Es können maximal Full-HD-Videos (1920 x 1080 Pixel) mit 30 Bildern pro Sekunde (FPS) aufgenommen werden. 4K und Slow-Motion? Fehlanzeige. Unterm Strich ist die Kamera leider eine herbe Enttäuschung.

Verarbeitung und Design

Optisch weiß das Neffos C9A durchaus zu überzeugen. Die Tage der hässlichen Einsteiger-Smartphones scheinen wohl gezählt zu sein, denn das C9A ist auf den ersten Blick kaum von Flaggschiff-Modellen wie etwa dem Sony Xperia XZ3 zu unterscheiden. Das liegt vor allem an dem großen Bildschirm und den schmalen Rändern, aber auch die abgerundeten Kanten in allen drei Dimensionen hinterlassen einen gute Eindruck.

 Die Ger&auml;ter&uuml;ckseite<br>Foto: TECHBOOK
Die GeräterückseiteFoto: TECHBOOK Foto: TECHBOOK

Obwohl das Gehäuse in dieser Preisklasse natürlich nicht auf hochwertige Materialen wie Aluminium oder Glas setzen kann, ist die Verarbeitung dennoch einwandfrei. Im Zwei-Daumen-Test lässt es sich nicht verbiegen und beim Drücken auf die Plastikrückseite ist kein Knarzen zu hören. Auch weist das Gerät keine Lücken zwischen den einzelnen Bauteilen auf, ein IP-Rating zur Widerstandsfähigkeit gegenüber Staub und Wasser hat es leider nicht.

https://www.techbook.de/mobile/smartphones/smartphone-funktionen-flop

Software

Das erste, was beim Neffos C9A sofort positiv auffällt: Der Hersteller setzt auf die relativ neue Android-Version 8.1 (Oreo). Damit steht es aktuellen Flaggschiff-Geräten wie dem LG V40 ThinQ in nichts nach. Ob das Neffos allerdings ein Update auf die aktuelle Version Android 9 (Pie) bekommt, ist eher fragwürdig. Oft werden Einsteiger-Geräte bei Software-Updates außen vor gelassen. So ist auf unserem Testgerät lediglich der Sicherheitspatch vom Mai 2018 installiert, der schon fast ein halbes Jahr alt ist. Zumindest hier müsste der Hersteller sich um den Schutz der Nutzer kümmern und neuere Patches nachliefern. Aber das ist ein generelles Android-Problem und das Neffos steht hier bei weitem nicht so schlecht da wie viele andere Geräte.

Android 8.1 mit NFUI 8.0Foto: TECHBOOK

Das zweite, das auffällt ist die recht saubere Oberfläche, mit der das Smartphone ausgeliefert wird. Anscheinend hat sich der Hersteller mit seiner Benutzeroberfläche NFUI nah an Stock-Android, also Android ohne irgendwelche optischen Veränderungen, orientiert. Das macht sich zum Beispiel durch die Art, wie die App-Übersicht geöffnet wird, bemerkbar – auch, wenn alles etwas bunter und runder ist als bei Stock-Android. Dadurch läuft die Oberfläche trotz der eingeschränkten Prozessorleistung im Großen und Ganzen rund. Manchmal kommt es zu kleinen Ladenpausen oder Rucklern, aber nichts, was die Bedienung wirklich beeinträchtigt.

 Das Men&uuml; f&uuml;r die gute Gestensteuerung<br>Foto: TECHBOOK
Das Menü für die gute GestensteuerungFoto: TECHBOOK Foto: TECHBOOK

Eine der besten Software-Funktionen ist die Steuerung per Wischgesten auf dem Bildschirm. Statt der klassischen Software-Buttons, die normalerweise auf einer schwarzen Leiste am unteren Bildschirmende erscheinen, lässt sich die tatsächliche Bildschirmgröße durch die Umstellung auf Gestensteuerung maximieren. Wie beim iPhone X und XS können Nutzer dann auf den Home-Screen zurückkehren, indem sie den Finger vom unteren Rand nach oben fahren oder danach gedrückt halten, um die zuletzt geöffneten Apps anzuzeigen. Der „Zurück“-Button wird durch das Wischen vom linken oder rechten Rand abgelöst.

Wischgesten sind auch bei ausgeschaltetem Bildschirm verfügbar. Zum Beispiel kann das Gerät per Doppeltippen auf den Bildschirm aufgeweckt oder die Kamera durch Zeichnen eines „V“ geöffnet werden.

Sehr praktisch ist auf die App-Cloner-Funktion, mit der ein- und dieselbe App zweimal installiert werden kann. Die Funktion kann somit zwei Instanzen einer App erstellen, wodurch zum Beispiel zwei verschiedene WhatsApp-Accounts auf dem Smartphone parallel laufen.

 Die Benachrichtigungsleiste ist durch Bloatware schnell &uuml;berladen<br>Foto: TECHBOOK
Die Benachrichtigungsleiste ist durch Bloatware schnell überladenFoto: TECHBOOK Foto: TECHBOOK

Etwas gestört haben die vorinstallierten und gesponsorten Apps (Bloatware) wie etwa Cleaner Master, der ständig auf Unzulänglichkeiten des Geräts hinweist und dafür Benachrichtigungen anzeigt. Da Android bereits über eine integrierte Funktion zur Freigabe von Speicher verfügt und der Arbeitsspeicher sowieso nie per Hand verwaltet werden sollte, können solche Apps getrost direkt nach der Einrichtung entfernt werden.

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Extras

Als Zubehör werden neben dem obligatorischen Ladegerät oder SIM-Nadel eine transparente Plastikhülle und eine Bildschirmschutzfolie mitgeliefert. Dieser Trend ist bei vielen chinesischen Herstellern zu beobachten und sollte unserer Meinung nach bei allen Smartphones Standard sein. Kopfhörer sind leider nicht im Lieferumfang enthalten. Da diese aber meistens eh nur eine Übergangslösung sind, lässt sich das verkraften.

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Die Displayschutzfolie und das PlastikcoverFoto: TECHBOOK

Im Neffos C9A selbst findet man einige Funktionen, die in der Preisklasse unter 100 Euro durchaus hervorstechen:

Die Gesichtserkennung funktionierte in unserem Test relativ zuverlässig. Auch in etwas dunkleren Räumen entsperrte sie das Gerät meistens schon beim ersten Versuch. Unsere Versuche, die Sicherheitssperre mit einem Foto zu überlisten, ließen das Smartphone kalt.

Alternativ oder ergänzend zur Gesichtserkennung können Nutzer auch ihren Fingerabdruck auslesen, um das Gerät zu entsperren. Zwar funktioniert der Scanner nicht wie bei teuren High-End-Modellen gleich auf anhieb perfekt. Aber nachdem drei separate Abbilder des Fingerabdrucks eingespeichert wurden, klappte das Entsperren in den meisten Fällen schon beim ersten Versuch. Vorteil des Fingerabdruckscanners ist die kürzere Verarbeitungszeit zwischen Aufheben des Smartphones und der tatsächlichen Nutzbarkeit. Die Gesichtserkennung braucht erstmal eine kurz Denkpause, bis sie den Zugriff erlaubt.

 Der gut platzierte Fingerabdrucksensor auf der R&uuml;ckseite<br>Foto: TECHBOOK
Der gut platzierte Fingerabdrucksensor auf der RückseiteFoto: TECHBOOK Foto: TECHBOOK

Ein weiteres nettes Extra ist die Benachrichtigungs-LED am oberen rechten Rand. Die LED leuchtet, wenn neue Nachrichten ankommen und wenn der Ladevorgang beendet wurde. Damit lässt sich auch die fehlende Always-On-Funktion verkraften, die bei teureren Smartphones Benachrichtigungen auch auf gesperrtem Bildschirm anzeigt. Viele bevorzugen sogar eine klassische LED, da diese weniger Strom verbraucht.

Profilbild

TECHBOOK meint

„Das Neffos C9A von TP-Link hat im Test positiv überrascht: Für 99 Euro bekommt man natürlich kein High-End-Gerät für Spiele und 4K-Videos und gerade bei der Kamera müssen Kunden deutlich Abstriche machen. Unterm Strich ist es aber ein solides Smartphone mit durchdachten Zusatzfunktionen, das mich problemlos durch den Tag gebracht hat.“Adrian Mühlroth, Autor
Themen Android
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