15. September 2018, 10:13 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Ein Freund hat ein neues Instagram-Bild gepostet, die Whatsapp-Gruppe meldet sich schon wieder. Und schon wandert der Blick auf das Smartphone-Display. Viele haben sich daran längst gewöhnt. Doch wie kann man dieses suchtartige Verhalten überwinden? TECHBOOK gibt Tipps.
Meist dauert es nur wenige Minuten. Aufwachen, auf die Beine kommen, Kaffeemaschine an. Spätestens dann irgendwann fällt der Blick bei den meisten auf das Smartphone. Was ist los bei Instagram, Whatsapp und Co.? Und was sind die neuesten Schlagzeilen?
Aber woran liegt das eigentlich, dass Menschen sofort nach dem Aufstehen den Drang nach einem Smartphone verspüren? „Wir Menschen neigen dazu, den Drang zu verspüren, Phasen im Alltag, in denen wir nichts zu tun haben, auszufüllen“, erklärt Christian Groß vom Fachverband Medienabhängigkeit. „Dazu bietet sich das Smartphone in hohem Maße an.“ Also reine Langeweile? Leerlauf?
Menschen wollen nichts verpassen
Florian Beutenmüller von Jugendmedienportal „handysektor.de“ hat eine andere Erklärung. „Am einfachsten lässt sich dieses Phänomen mit FOMO – „Fear of missing out“ – erklären“, sagt er. „Das bezeichnet die Angst, etwas zu verpassen.“ Also nicht zu wissen, was gerade los ist und deswegen nicht mitreden zu können, nicht mehr dazuzugehören.
Und wer kennt das nicht? Das Telefon brummt, das Display leuchtet auf. Schon aus Reflex und Neugier schaut man hin. „Das Smartphone ist unser kleiner Taschencomputer, der zum Tor der Welt geworden ist“, sagt Andreas Weck von Digitalmagazin „t3n“. Und deshalb passiert einfach so viel über dieses Gerät. „Das soziale Leben, Bankgeschäfte, Verabredungen, ja selbst die Liebe – alles kann auf dem smarten Helfer organisiert werden.“
Smartphone stumm schalten
Messenger-Dienste wie Whatsapp, iMessage und der Facebook-Messenger nehmen viel Bildschirmzeit in Anspruch. „Die in Whatsapp geförderten Gruppen haben die Kommunikation schneller, kostengünstiger aber auch komplexer gemacht“, sagt Florian Beutenmüller. So fürchten Kinder und Jugendliche, dass schon nach kurzer Abwesenheit wichtige Details an ihnen vorbeigehen. Seine Strategie gegen das Festkleben am Bildschirm: Stummschalten des Handys während der Arbeit, der Hausaufgaben oder des Treffens und sich gut überlegen, ob man wirklich jeder Gruppe beitreten möchte.
Bei persönlichen Treffen kann das Smartphone schnell zum Störfaktor werden. Gerade Jugendliche neigen dazu, trotz einer Unterhaltung sich immer wieder dem Smartphone zu widmen. Allerdings dient das Mobiltelefon auch als schnelles und unkompliziertes Kommunikationsmittel, um ein Treffen zu vereinbaren.
Digitale Pause einlegen
Was also tun, um nicht bei jedem Brummen und Blinken gleich ans Telefon zu springen? Christian Groß setzt dabei viel Vertrauen in die Menschen: „Wir Menschen können nur selbst – aus eigenem Antrieb – dafür sorgen, dass wir uns weniger dem Smartphone und mehr unseren realen Kontakten widmen“, sagt er. „Dazu müssen wir jedoch erst mal selbst die Erfahrung machen, wie es sich mit und auch ohne Smartphone anfühlt.“ Zum Beispiel, indem man mal eine digitale Pause einlegt.
Und dann sind da noch die rein technischen Lösungen. Sie stecken bereits in den Telefonen drin, die wenigsten kennen sie nur alle. Muss wirklich jede Whatsapp-Nachricht oder jede Facebook-Aktualisierung einen lauten Ton auslösen? Die Antwort liegt bei jedem Nutzer selbst. „Ich würde auch jedem Anwender dazu raten, diese Feinjustierung vorzunehmen“, rät Andreas Weck. „Wer nicht priorisiert, wird zum Sklaven des Smartphones und läuft dem Summen der Geräte nur so hinterher.“
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Einstellungen für Benachrichtigungen nutzen
Sowohl iOS als auch Android bieten hier zahlreiche Einstellungen. iPhone-Nutzer etwa können Apps alle Benachrichtigungen verbieten, die Größe der Banner einstellen oder Töne ausschalten. Über den „Nicht stören“-Modus lassen sich tonlose Zeiten einstellen oder nur Anrufe und Nachrichten von wichtigen Kontakten anzeigen lassen. Android-Nutzer schauen in die Einstellungen unter „Apps & Benachrichtigungen“ und stellen ein, was sie wann und wie groß angezeigt bekommen wollen. Nervige Whatsapp-Gruppen kann man auch einfach mal stummschalten.
Und wer sich einmal ganz entschleunigen will, dem empfiehlt Andreas Weck den Flugmodus. „Wenn ich mit jemanden zusammen bin und in der Zeit meine Ruhe will, schalte ich einfach den Empfang aus. Keiner kann mich erreichen. Das tut gut.“