Die Berliner Kirche will die Kollekte attraktiver machen. Alle, die kein Bargeld in der Tasche haben, können trotzdem spenden – das verspricht zumindest der Prototyp eines digitalen Klingelbeutels. TECHBOOK hat ihn ausprobiert.
Kirche und Digitalisierung sind normalerweise zwei Begriffe, die man nicht unbedingt sofort in Zusammenhang bringt. Doch die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) will dem entgegenwirken und hat den bargeldlosen Klingelbeutel zum Patent angemeldet.
So funktioniert die drahtlose Spende
Im Ring des Klingelbeutels befindet sich das Bezahlfeld. Wer spenden möchte, kann entweder direkt Bargeld in den Klingelbeutel werfen oder einen Spendenbetrag für Kredit- oder EC-Kartenzahlung festlegen. Das funktioniert über eine Mutter auf der Spitze des Griffs: Durch Drehen legt der Spender die Höhe zwischen 1 Euro und 25 Euro fest. Den Betrag bestätigt er durch Drücken des Drehreglers, zusätzlich wird die Summe auf einem kleinen Display im Griff des Klingelbeutels angezeigt.
Spenden über 25 Euro sind aus technischen Gründen nicht möglich, denn dann würde die jeweilige Karte eine PIN-Nummer verlangen, um die Zahlung zu bestätigen. Im Test funktioniert das Spenden via Karte problemlos, die Zahlung wird durch ein Piepen bestätigt. Damit das Geräusch nicht den Gottesdienst stört, arbeiten die Entwickler der EKBO aktuell an einer optischen Lösung. Denkbar wäre ein LED-Lämpchen, das zur Bestätigung aufleuchtet.
Voraussetzung für die Technik: Internet
Wenn eine Kirchengemeinde den digitalen Klingelbeutel einsetzen möchte, gibt es eine Voraussetzung: ein Zugang zum Internet, damit die Bankgeschäfte direkt gemeldet werden können. Der Klingelbeutel selbst wird mit einem USB-Anschluss auf der Unterseite geladen. Das gesamte Konstrukt stammt aus einem 3D-Drucker und hat eine erstaunlich authentische Holz-Haptik. Sogar entsprechende Geruchsstoffe wurden beigemischt.

Weiß die Kirchengemeinde, ob ich gespendet habe?
Wer mit der Kreditkarte spendet, muss keine Kontrolle durch die Kirche fürchten. Die Zahlung wird direkt und zentralisiert von der Evangelischen Bank verarbeitet. „Die Kirche erhält keine Rückschlüsse auf die Identität der Spender“, sagt Hagen Pietzcker, Sprecher der EKBO, zu TECHBOOK. Eine Spendenquittung druckt der digitale Klingelbeutel leider nicht aus, dafür kann die Kreditkartenabrechnung als Spendenquittung genutzt werden.
Hohe Kosten für Bargeldeinzahlung
Doch nicht nur die Spender müssen dank der Innovation nicht mehr nach Münzen suchen, auch die Kirche erhofft sich große Einsparungen Der Grund: Immer mehr Banken verlangen Gebühren für die Einzahlung von Bargeld. So gehe ein beachtlicher Teil der Kollekte verloren, erklärt Pietzcker gegenüber TECHBOOK.
TECHBOOK meint: Der digitale Klingelbeutel aus dem 3D-Drucker ist eine positive Innovation, auch wenn den Weg vom Prototypen bis zur Serie (noch) viele Stolpersteine pflastern. Ungeklärt ist bislang, ob zukünftig alle Kirchen in ein Internet-Netzwerk investieren wollen und können. Ebenso bleibt offen, ob und inwiefern die Masse der Kirchgänger das technische Gadget in der Praxis tatsächlich annehmen wird.