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Nachgerechnet!

Deshalb sollten Sie Stromtarife mit Sachprämien nicht abschließen

50 Euro Steckdose
Sachprämien kommen oft sehr teuer Foto: Getty Images
Andreas Filbig ehemaliger Redaktionsleiter

18.03.2019, 12:25 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Waschmaschinen, iPads, Spielekonsolen – Stromanbieter bieten spezielle Tarife an, in denen sich Kunden eine Sachprämie aussuchen dürfen. TECHBOOK rät von den meisten dieser Angebote ab.

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Kunden müssen, um an eine der hochpreisigen Sachprämien zu kommen, einen speziellen Tarif abschließen. Dann gibt es zum Beispiel eine Nintendo Switch (Neupreis 299 Euro) für gerade einmal 29 Euro Zuzahlung. Belohnen die Anbieter hier also den Wechsel? Nein! Wer sich für eine Sachprämie entscheidet, zahlt in fast allen Fällen ordentlich drauf.

Wie sich der Strompreis berechnet

Stromtarife setzen sich grundsätzlich immer aus einer monatlichen Grundgebühr und einem bestimmten Preis pro Kilowattstunde (kWh) zusammen. Letzterer liegt in der Regel irgendwo zwischen 15 und 30 Cent, abhängig von Anbieter, Tarif und Wohnort. Kunden wählen ihren erwarteten jährlichen Verbrauch (zum Beispiel 2500 kWh bei zwei Personen). Der monatliche Strompreis berechnet sich dann wie folgt:

Grundgebühr + (Preis pro kWh x erwarteter Verbauch / 12) = monatlicher Abschlag

Für den günstigsten Tarif bei Yello Strom (Strom Basic) ergibt sich in Berlin:

9,63 Euro + (24,66 Cent x 2500 kWh /12) = 61 Euro

Anderer Tarif bei Prämienwahl

Wer sich für ein neues iPad, eine Spielekonsole oder andere Sachprämien entscheidet, muss beim jeweiligen Anbieter einen speziellen Tarif abschließen. Je nach Laufzeit und teilweise auch nach Art des Stroms haben Kunden verschieden teure Tarife zur Auswahl. Wer sich für eine der Sachprämien entscheidet, rutscht in der Regel in den teuersten Tarif. In diesem sind entweder der monatliche Grundpreis oder der Preis pro kWh oder in vielen Fällen beide höher. Darüber hinaus laufen die Verträge immer über 24 Monate. Es wird also schnell klar, dass die Wahl einer Prämie (egal ob mit Zuzahlung oder ohne) mit höheren monatlichen Kosten verbunden ist und das meist bei sonst gleichen Leistungen.

Günstige Sachprämien werden richtig teuer

Im Endeffekt bezahlen Sie die Sachprämien durch die monatliche Mehrzahlung. Es ist nichts anderes als ein Ratenkauf, von Geschenk oder Prämie kann also nicht die Rede sein. Am Ende kommt es folglich darauf an, wie viel mehr der Prämientarif in Relation zur Prämie kostet.

TECHBOOK hat es anhand von beliebten Prämien bei zwei großen Stromanbietern durchgerechnet.

Yello Strom

Bei Yello Strom kostet der sogenannte „Strom Plus“-Tarif mit Sachprämie und einem Verbrauch von 2500 kWh in Berlin 85 Euro monatlich bei einer Laufzeit von zwei Jahren mit Ökostrom. Das sind 24 Euro mehr im Monat als beim „Strom Basic“, der nur 12 Monate läuft, aber keinen Ökostrom beinhaltet.

Als dritten Tarif bietet Yello den „Strom Extra“ an. Dieser ist bis auf die Prämie leistungsgleich mit dem „Strom Plus“ und kann damit am besten für den Vergleich herangezogen werden. Er kostet analog rund 65 Euro und ist damit 20 Euro günstiger pro Monat.

Es ist entscheidend, dass sowohl der Grundpreis, als auch der Preis pro kWh bei „Strom Plus“ mit Prämie höher sind. Das hat zur Folge, dass die Differenz mit steigendem Jahresverbrauch immer größer wird. Wir können also festhalten, dass das Angebot je höher der Jahresverbrauch ist, immer unattraktiver wird.

In unserem Rechenbeispiel ergeben sich bei 20 Euro im Monat Differenz zwischen den leistungsgleichen Tarifen auf 24 Monate also 480 Euro Mehrkosten. Als Nächstes folgt ein Blick auf die Sachprämien. Wir haben zwei Prämien aus unterschiedlichen Preissegmenten herausgesucht, die stellvertretend für das Gesamtangebot von 18 Sachprämien stehen. Egal ob Spielekonsole oder Waschmaschine, am Ende kommen alle Geräte, über Zuzahlungen gesteuert, auf einen ähnlichen Neupreis wie die folgenden.

PlayStation 4 Pro 1TB mit FIFA 19

Die PlayStation 4 Pro mit FIFA 19 gibt es für nur einen Euro Zuzahlung. Der Blick ins Internet zeigt, dass dieses Bundle schon etwas älter ist und deshalb aktuell kaum noch angeboten wird. Die PlayStation 4 Pro gibt es bei allen großen Händlern zum Preis von 399 Euro, für FIFA 19 werden noch rund 30 Euro fällig. Damit würde das Paket also gut 430 Euro kosten und wäre damit ganze 50 Euro günstiger als über Yello.

Apple iPad 9,7 Zoll, Wi‑Fi, 32 GB

Beim iPad von Apple wird ebenfalls nur ein Euro Zuzahlung fällig. Das Gerät ist jedoch laut idealo.de* schon ab 300 Euro zu haben. Damit kommt das Tablet im Yello Tarif gleich rund 180 Euro teurer.

sparstrom.de

Zum Vergleich haben wir uns noch einen anderen Stromanbieter näher angesehen. Bei sparstrom.de gibt es das umfangreichste Angebot an Sachprämien auf dem Markt. Aus 175 verschiedene Prämien aus dem Technikbereich können Kunden hier bei Vertragsabschluss wählen. Das System ist ganz klar auf diese Prämientarife ausgelegt. Deshalb bietet sparstrom.de gleich verschiedene Modelle an, in denen einmalige Zuzahlung und monatlicher Preis variieren. Je teurer dabei das Gerät, desto mehr Möglichkeiten hat der Kunde.

sparstrom.de Tarife
Die zahlreichen Tarifmöglichkeiten bei Wahl eines iPhone Xs Max 256 GB bei sparstrom.deScreenshot von sparstrom.de Foto: Screenshot von sparstrom.de

Hier kostet der Vergleichstarif ohne Prämie namens „sparstrom 24“ in unserem Beispiel 64,83 Euro im Monat. Die Prämientarife erhalten dann den Zusatz Top 10, Top 15, Top 25, Top 30, Top 35 oder Top 50. Die Zahl steht jeweils für die zusätzliche monatliche Zahlung in Euro, bei Top 25 als 25 Euro mehr als im Tarif ohne Prämie. Je teurer die Sachprämie, desto mehr Top-Tarife werden angeboten. Je höher der Top-Tarif, desto niedriger ist die einmalige Zuzahlung. Hier kann selbst zum Grundtarif eine Prämie gewählt werden, die dann den vollen Preis auf einmal kostet.

PlayStation 4 Pro 1TB mit FIFA 19

Auch bei sparstrom.de gibt es die PlayStation 4 Pro 1TB mit FIFA 19. Hier kostet das Paket im Standardtarif bei Einmalzahlung 399 Euro. Das ist günstiger als der Neupreis. Die Top-Tarife unterscheiden sich jedoch. Der als „sehr beliebt“ gekennzeichnete Tarif namens Top 25 ist hier die reinste Preisfalle. Denn die monatlich 25 Euro zusätzlich ergeben auf 24 Monate 600 Euro plus einer Einmalzahlung von 4,95 Euro. Beim Top 15 sind das nur 360 Euro extra mit einer einmaligen Zuzahlung von 21,78 Euro. Wer also im ersten Monat im Top 25 effektiv rund 6 Euro spart, zahlt in den restlichen 23 Monaten jeden Monat 10 Euro mehr – das grenzt an Abzocke. Auf Nachfrage in der Hotline, ob es sich um einen Fehler handle beziehungsweise, ob das wirklich so gewollt sei, entgegnete die Mitarbeiterin, dass der Top 25 sich in diesem Fall an Kunden richte, die die höhere Einmalzahlung nicht leisten können oder wollen. Eine Begründung, die in diesem Fall leider keinen Sinn ergibt.

sparstrom.de Playstation-4-Tarife
Die Tarifoptionen für eine PlayStation 4 Pro mit FIFA 19 auf sparstrom.deScreenshot von sparstrom.de Foto: Screenshot sparstrom.de

Bei fast allen Prämien auf sparstom.de greift diese Mechanik. Vom „sehr beliebten“ Tarif raten wir deshalb fast immer ab.

Mehr zum Thema

Nicht ohne Bonitätsprüfung

Wer im Stromwechsel eine unkomplizierte Variante sieht, eine Finanzierung zu umgehen täuscht sich. Bevor ein Antrag durchgeht, wird eine Bonitätsprüfung durchgeführt. Bei Annahme erfolgt folglich genauso eine Meldung an die Schufa, wie bei einer normalen Finanzierung. Damit geht der Prämiencharakter vollkommen verloren.

Profilbild

TECHBOOK meint

„Wir empfehlen, die Finger von Stromtarifen mit Sachprämien zu lassen. Es handelt sich um eine reine Finanzierung, die sich unter dem Deckmantel einer Prämie versteckt. Bereits in unserem Rechenbeispiel, mit einem vergleichsweise geringen jährlichen Verbrauch, würden Kunden meist draufzahlen. Wer noch mehr Strom abnimmt, vergrößert dieses Missverhältnis nur. Wir raten eher dazu, Stromtarife nur auf ein Jahr abzuschließen und häufig zu wechseln. Nehmen Sie statt einer Finanzierung lieber Cashback-Angebote für Stromwechsler in Anspruch. Grundsätzlich sollten Sie immer Preise und verschiedene Tarife vergleichen. Dabei können große Vergleichsportale wie Check24 unterstützen.“Andreas Filbig, Redakteur

*Die Axel Springer SE, zu der auch TECHBOOK gehört, ist mit 74,9 Prozent an Idealo.de beteiligt

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